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Kapitel VIII

Wie Albert und Hofer auf gefährlichem Wege endlich nach Jusadmi gelangten und unter welch seltsamen Umständen sie dort auf Samuel Herzog trafen.

Vier Tage später fuhren Albert und Hofer in einem cremefarbenen Ambassador vor dem Jusadmi Wild Life Resort am Fuss der Anaimalai Hills im Süden von Tamil Nadu vor. Das Haus, eine flache Villa aus der Zeit um 1900, schien ziemlich gut erhalten. Eine ältere, magere Frau in einem orange leuchtenden Sari trippelte auf den Wagen zu, öffnete den Kofferraum und versuchte, die grosse Tasche von Albert und Hofer aus dem Ambasador zu hieven. Ihre mageren Arme zerrten und rissen bis die Tasche endlich vor ihre Füsse plumpste. Nun eilte ihr ein etwa ebenso alter und ebenso dürrer Mann zu Hilfe. Gefolgt von Albert und Hofer schleiften die zwei das Gepäckstück in die Hotelhalle und liessen es dort auf dem Fell eines Tigers liegen, der sich in der Mitte der dunkel getäferten Halle unter einem Deckenventilator durch den Staub der Jahre gähnte. Der Mann schlüpfte hinter den Empfangstresen, straffte seine Brust und lächelte Albert und Hofer würdevoll entgegen: «Welcome to Jusadmi Hotel, my name is Mister Maha, I am the director».

Albert und Hofer übergaben dem Direktor ihre Pässe, erhielten einen mächtigen, an einer purpurnen Kordel befestigten Schlüssel und wollten sich eben in ihren Raum begeben, als sie hinter sich ein prustendes Lachen vernahmen. «Ramaj, nicht wahr, Ramaj. Ich glaube es einfach nicht. Dieser kleine Koch, was für durchtriebener Kerl». Albert und Hofer drehten sich um. In der Tür, die von der Empfangshalle zur Hotelbar führte, stand, eine Flasche «Kingfischer» zwischen Zeigfinger und Daumen balancierend, kein anderer als Samuel Herzog - ein Journalist aus Zürich und ein alter Bekannter von Albert und Hofer. - Nachdem sich die Aufregung des Wiedersehens ein wenig gelegt hatte, fanden sie heraus, dass tatsächlich auch Herzog von Ramaj Jhaveri eine Botschaft erhalten hatte. Vor drei Monaten war das gewesen, bei einem Essen im Pariser Passage Brady, wo Ramaj als Kellner tätig war. Ramaj hatte sich Herzog als «cuisinier de la vérité» vorgestellt und ihm eine Wachtel in Buttercurry serviert, in deren Rektum eine Zimtrolle stecke und darin ein rosa Zettelchen mit der Aufschrift: «Va voir à Anaimalai et tu trouves la chose». Und wie bei Judith Albert stand auch auf dem Papierchen von Herzog eine längere Nummer. - «Ich weiss bis heute nicht, was mich getrieben hat, da anzurufen. Und noch weniger verstehe ich, warum ich hier ein Zimmer buchte, warum ich hierher fuhr - am allerwenigsten aber begreife ich, wieso ich euch hier treffe. Doch egal: ihr seid hier. Und ich bin froh darüber. Ich dachte nämlich schon, ich müsste in dem grossen Hotel ganz alleine übernachten - habt ihr schon bemerkt, dass das Haus fast völlig leersteht? Ausser uns und den zwei Alten wohnt hier niemand mehr.»