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Amok wird traditionell mit Süsswasserfisch aus dem Tonle Sap zubereitet - einem der fischreichsten Binnengewässer der Welt, auf dem Hektor Maille im Verlauf seiner Mission in Indochina mit einem Schnellboot unterwegs war, in Gedanken mit seiner Jugend beschäftigt. / «Amok» is traditionally prepared with sweet-water fish from Tonle Sap – one of the world's greatest fish-yielding inland lakes, which a contemplative Hektor Maille sailed over in a speedboat during his mission in Indochina.

Amok

Gedämpftes Fisch-Curry aus Kambodscha

«Amok» gilt als das Nationalgericht von Kambodscha und dementsprechend existieren auch zahllose Varianten. Den meisten Rezepten gemeinsam sind fünf Komponenten:Die Verwendung von Süsswasser-Fisch, Amok-Blättern, Kokosmilch und milder Currypaste (oder Zitronengraspaste und Chilipaste) sowie das Dämpfen als Kochmethode (meist in Körbchen au Bananenblättern). Unser Rezept rekonstruiert das Amok, das Hektor Maille an seinem ersten Abend in Kambodscha in einem Restaurant im Herzen von Siem Reap vorgesetzt bekam.

Der Süsswasserfisch stammt traditionell natürlich aus demTonle Sap (auf Khmer «Grosser See»), dem grössten See Südostasiens und einem der fischreichsten Binnengewässer der Welt. In der trockenen Jahreszeit ist der Tonle Sap nur etwa 3000 km² gross und 2 bis 3 Meter tief. In der Monsunzeit aber wächst er durch indirekte Zuflüsse aus dem Mekong zu einer Grösse von bis 25'000 km² und einer Tiefe von 14 m an. Das sind ideale Bedingungen für die Fischzucht.

Amok wird in der Regel mit den jungen, leicht bitteren Blättern des Amok-Baumes zubereitet (Morinda citrifolia), der auch als Noni-Baum oder Nhor-Baum bezeichnet wird. In Europa bekommt man zwar einen Noni-Saft mit angeblich gesundheitsfördernden Eigenschaften – die Blätter aber werden, soviel wir haben in Erfahrung bringen können, nicht importiert. Als Ersatz schlagen Rezepte alles möglich vor, von Basilikum über Kohl bis zu Spinat. Wir verwenden hier die grünen Teile von Mangold, da sie ebenfalls leicht bitter schmecken.

Die hier verwendete Paste, in Kambodscha wird sie Kreoung genannt, unterscheidet sich nur wenig von den Pasten der thailändischen Küche – es sei denn durch die relativ grosse Menge an Fingerwurz und den völligen Verzicht auf die Zugabe getrockneter Gewürze. Sie wird nicht gebraten sondern nur gedämpft, was ihr Aroma noch frischer macht.

Zutaten (für 150 g Paste)

3 cm Galgant (etwa 15 g), geputzt und gehackt (ca. 1 EL)

2 Stängel Zitronengras, nur die inneren, weissen und zarteren Teile, gehackt (ca. 2 EL)

3 getrocknete, rote Chilis, von den Stilen befreit, entkernt und wenigstens 30 Minuten in heissem Wasser eingewicht, dann ausgedrückt

10 cm Fingerwurz, geputzt und grob gehackt (ca. 10 g, 1 EL)

4 cm Kurkuma, geputzt und grob gehackt (ca. 10 g, 1 EL)

Zeste von 1 Kaffernimetten (oder ersatzweise von ½ ‹gewöhnliche› Limette), nur der ganz grüne Teil (knapp 1 TL)

10 Kaffernimetten-Blätter, in Streifen

3 Zehen Knoblauch, grob gehackt

4 kleine, rote Thai-Schalotten oder 2 französische Schalotten

1 bis 2 TL Garnelenpaste

1 TL Salz

Zutaten (für 4 Personen)

600 g weisses, festes Fisch-Filet (zum Beispiel Pangasius)

200 ml Kokosmilch

3 TL Palmzucker (oder 1 ½ TL weisser Zucker)

2 EL Fischsauce

etwa 2 Bananenblätter

50 bis 100 g Mangold-Grün, fein geschnitten

4 Blätter Kaffernlimette, vom Grat befreit und in haarfeine Streifen geschnitten

Zubereitung

  1. Alle Zutaten für die Paste miteinander durch den Fleischwolf drehen, ev. auch ein zweites Mal, bis die Paste schön fein erscheint. (Grundlegendes zum Thema Currypasten, zu ihren Ingredienzien, ihren Prinzipien und Modalitäten, anderen Herstellungsverfahren etc. haben wir im Kapitel «Thailändische Currys» zusammengefasst).
  2. Das Fisch-Filet, wenn nötig, sorgfältig entgräten und in mundgerechte Stücke schneiden.
  3. Etwa 2 bis 3 EL der Paste in die Kokosmilch einrühren bis sie sich aufgelöst hat. Zucker und Fischsauce einrühren und den Fisch beifügen.
  4. Aus den Bananenblätter etwa sechs Körbchen formen. Dies ist der kniffligste Teil bei der Zubereitung von «Amok» – eine genaue Anleitung und ein paar Tipps finden sich hier.
  5. Mangoldstreifen auf dem Boden der Körbchen auslegen, die Sauce mit dem Fisch darüber geben. Körbchen in den Siebeinsatz eines Dämpftopfes setzen. Das Wasser am Boden des Topfes zum Kochen bringen, dann erst den Aufsatz mitsamt Deckel aufsetzen und das Amok 7 bis allerhöchstens 10 Minuten garen. Das Amok sollte nicht länger gegart werden weil die Kokosmilch sonst scheidet und der Fisch dann auch weniger zart ist.

Wer keine Körbchen formen will, kann man auch einfach Bananenblätter in kleinen Gratinförmchen auslegen. Auch so geben sie ihr Aroma an das Gargut ab. Im Unterschied zum Körbchen allerdings ist die ausgelegte Gratinform vollständig dicht, was beim Dämpfen dazu führen kann, dass auch das herabgetropfte Kondenswasser kein bisschen entweichen kann und das Resultat also etwas wässrig wird.

«Amok» in einem mit Bananenblatt ausgelegten Gratinförmchen (links) und im Körbchen aus Bananenblatt. Dadurch, dass das Körbchen nicht hermetisch dicht ist, wird das Resultat etwas weniger wässrig und insgesamt also doch merkbar delikater noch als bei der Variante mit Keramik.
Verkostung von «Amok» mit Marianne und Lena in Zürich am 9. Februar 2010 (Erstes Testessen für Episode 9 von Mission Kaki).

Mehr über die Reiseabenteuer des Geheimagenten Hektor Maille:

Mit verschiedensten Transportmitteln unterwegs quer durch Indochina wurde auch das Menu von Hektor Maille auseinander gezerrt: Während er die Hauptspeise schon in Siem Reap vorgesetzt bekam, gesellte sich erst in Ho Chi Minh City die Vorspeise dazu:

First Publication: 18-3-2010

Modifications: 25-1-2011, 19-6-2011, 15-11-2011, 14-12-2011