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Jerusalem, Austrian Hospice

Szene 5

Maille kam in einem Hospiz unter, das eine Mischung aus einer Kreuzritterburg, einem Kloster und einem Verwaltungsgebäude war. Als Schlossherrin amtete eine gut fünfzigjährige Dame in weisser Ordenstracht, deren Hände offenbar unlösbar ineinander gefaltet und fest über ihrem eigentlich eher protestantisch wirkenden Bäuchlein parkiert waren. Sie wurde von allen respektvoll «the sister» genannt und herrschte mit erbarmungsloser Güte über ein Heer aus jungen Frauen mit bleichen Gesichtern, denen man ansah, dass sie sich höheren Zielen verschrieben hatten. Wo auch immer man sich in dem Hospiz hinsetzte, stets stand eine Jungfrau Maria daneben oder es neigte sich ein gewaltiges Kruzifix über einem in den Raum, mal mit, mal ohne Gottes Sohn daran. Das Hospiz wurde zu einem grossen Teil von Pilgern mit ernsten Gesichtern bewohnt, die sich schon beim Frühstück dadurch in Stimmung brachten, dass sie sich – während sie mit leisem Krachen steirischen Honig auf israelisches Toastbrot strichen – über Augenoperationen und Venenkatheder unterhielten.