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Jerusalem, Mahane Yehuda Market

Szene 10

Maille beschloss also, sich einfacheren, dafür aber auch etwas zuverlässigeren Verwandlungsprozessen zuzuwenden, wie sie zum Beispiel in der Küche geschehen. Auf dem Mahane Yehuda Market hatte er gesehen, was für einen kulinarischen Reichtum diese Stadt zu bietet hatte mit Gemüse aus der Gegend, Früchten aus dem Süden, Gewürzen wie aus einem arabischen Märchen und Brot wie in einer deutschen Stadt. Schon in biblischen Zeiten musste das so gewesen sein – so gab es zur Zeit des Zweiten Tempels zum Beispiel auch ein Fisch-Tor im Südosten der Stadtmauer, durch das Fisch aus dem Jordan und dem See Genezareth, ja vielleicht sogar auch aus dem Meer in die Stadt gebracht wurden.

Hungrig eilte Maille durch die nächtlich-honigfarbenen Gassen der Altstadt, in denen das Licht glitzerte und flackerte wie auf der Oberfläche eines leicht bewegten Flusses. Wie viel lieber wäre er im Moment selbst draussen in der Natur gewesen – zum Beispiel auf Fischfang im Delta El Tigre vor Buenos Aires.

Er beschleunigte seinen Schritt und sah klar das Ziel vor Augen, sich allerlei verwandelte Fische zu gönnen, vor allem «Gefilte Fisch» – eine Karpfen-Spezialität, die er nur aus furchteinflössenden Einmachgläsern kannte, wie sie verstaubt in Lebensmittelgeschäften an der Pariser Rue des Rosiers herumstanden. Er fand armenische Restaurants und arabische, Pizzerias und Cafeterias, Wasserpfeifen-Lokale und Döner-Buden, nur jüdische Restaurants schien es hier keine zu geben. Ausserdem war es schon spät und viele der Kneipen hatten bereits geschlossen – also setze er sich schliesslich in ein ganz kleines Lokal, verführt von seiner Nase, die Kreuzkümmel gerochen hatte und frisches Fladenbrot. Fische gab es hier keine - und mit einem Wunder war nicht zu rechnen. Dafür wurden ihm lauwarme Kichererbsen serviert, mit Sesampaste und scharfer Sauce in ein Gericht verwandelt, das wie eine essbare Bibelstelle wirkte – und dies trotz des ganz und gar unbiblischen Chilis.

Herzog's Gefilte Fisch

Menu Maille

Als Hektor Maille nach misslungener Verwandlung hungrig durch die Strassen von Jerusalem zog, hatte er den Kopf voller Fische – doch nur ein paar Kichererbsen auf dem Teller. Wir haben deshalb das Restaurant «Herzog's» in Port-Louis gebeten, uns ein kleines Fisch-Menu zusammenzustellen:

Und ausserdem noch:

  • Mesabaha (Warme Kichererbsen mit Sesampaste)