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Eine Kichererbse in ihrer Schote - am Strauch.

Kichererbsen

Die Kichererbse (auf Santa Lemusa Pwa antìk genannt) gehört zur Gattung Cicer arietinum und wird eher in trockeneren Gebieten kultiviert. Der Geschmack erinnert ein wenig an Baumnuss und in den Duft der Erbse mischt sich eine Note von getrocknetem Lavendel. Pwa antìk wird für Suppen, Pürees, Beilagen und vor allem auch für Salate verwendet.

Beschreibung

Kichererbsen sind die Samen einer buschigen Pflanze, die 20 bis 90 cm hoch werden kann – wobei die Exemplare auf Santa Lemusa selten die Grenze von 30-40 cm überschreiten. Kichererbsen wachsen am besten in warmen und trockenen Zonen: Die höhere Feuchtigkeit auf der Insel erklärt denn vielleicht auch die unregelmässigere Form der Exemplare von Santa Lemusa. Die kurzen, prallen Hülsen des Busches sind in der Regel 2 bis 3 cm lang und enthalten 1 bis 4 rundliche Samen mit einem Durchmesser von knapp 1 cm. Die Pflanze wird auch in vielen Gärten kultiviert – nicht nur wegen der Erbsen, sondern auch wegen ihrer manchmal weissen, manchmal purpurroten oder violetten Blüten. Ein Teil der Erbsen wird geerntet, bevor die Hülsen ausgereift sind, und wie Gartenerbsen frisch als Gemüse zubereitet. Sind die Hülsen und Samen erst einmal voll ausgereift, so sind sie wesentlich härter und können nicht mehr frisch gegessen werden. Die Samen werden von den Bauern aus den Hülsen geschlagen und dann getrocknet.

Charakter & Verwendung

Die getrockneten Erbsen müssen erst kalt abgespült und 12 bis 16 Stunden oder auch länger eingeweicht werden (je kürzer die Einweichzeit ist, desto länger wird die Kochzeit). Einfach zubereitet werden sie dann in frischem Wasser aufgekocht und anschliessend 1 bis 2 Stunden lang bei sanfter Hitze gegart. Man kann dem Wasser auch in der Hälfte der Kochzeit einen Zweig Rosmarin, eine klein geschnittene Karotte, eine ebensolche Zwiebel und ein paar Knoblauchzehen beigeben und erhält so ganz einfach eine aromatische Beilage etwa zu gegrilltem Fleisch (Reste davon kann man dann am nächsten Tag mit ein wenig Essig und Olivenöl leicht in einen Salat verwandeln). Kichererbsen können äusserst vielfältig eingesetzt werden. Sie können püriert werden, passen in kräftige Eintopfgerichte und eignen sich als Suppeneinlage. Im Vergleich zu anderen Hülsenfrüchten führen Kichererbsen etwas weniger schnell zu Blähungen, was mit dem etwas geringeren Stärkeanteil und der längeren Kochzeit zu tun hat.

In römischer Zeit sah man in der Form der Kichererbse gewisse Ähnlichkeiten mit dem Kopf eines Widders.

Kichererbsen auf Santa Lemusa

Es war Kurt Siegmund Kallert, ein Arzt und Botaniker aus Wien, der die Kichererbse Mitte des neunzehnten Jahrhunderts auf die Insel brachte und hier hartnäckig so zu züchten versuchte, dass sie in dem eher feuchten Klima kultiviert werden konnte – seine Passion führte schliesslich zum Erfolg und heute finden sich Pwa antìk in fast allen Gärten der Insel. Weniger erfolgreich waren Kallerts Bemühungen, seiner Kreation auch einen eigenen Namen zu geben: Pois Cicero oder kreolisch Pwa Cicero wollte er sie nennen. Und das mit einigem Recht: Auf Lateinisch heisst die Kichererbse nämlich Cicer arietinum. Cicer geht auf das römische Geschlecht der Tullii Cicerones zurück, das seinen Namen durch gewisse Züchtungserfolge mit der Kichererbse offenbar hat verewigen können. Arietinum bedeutet auf Deutsch «kleiner Widder» oder «wie ein Widder» und kommt daher, dass man in römischer Zeit in der Form der Kichererbse Ähnlichkeiten mit dem Kopf eines Widders zu sehen glaubte. Auch der deutsche Zusatz «Kicher» kommt von Cicer genauso wie wohl das chiche der französischen Pois chiches – wobei chiche auch sparsam oder bescheiden heissen kann und vielleicht damit zu tun hat, dass die Pflanze tatsächlich sehr anspruchslos ist.

Kallert stiess mit seinem «Cicero» auf Santa Lemusa nur auf wenig Verständnis. Die Kichererbse wurde zwar bald zu einem festen Bestandteil vieler Rezepte der Insel – die ganzen, ja doch eher komplizierten Bezüge zum alten Rom indes wurden irgendwann in der Bezeichnung Pwa antìk, (antike Erbse) zusammengefasst. Und «antik» sind die Erbsen ja wirklich. Bei Ausgrabungen in der Türkei hat man die Überreste von Kichererbsen gefunden, deren Alter mit Hilfe der Radiokarbonmethode zuverlässig ermittelt werden konnte. Demnach wurde die Kichererbse schon vor etwa 7450 Jahren kultiviert. – Auch im alten Rom spielte die Kichererbse eine Rolle, wie etwa die Rezepte von Apicius illustrieren (Apic. 4,4,2; 5,5,2; 8,1-2). Schon in der Antike schätze man die Kichererbse auch, weil sie leicht getrocknet und so gut konserviert werden konnte. Gemessen an diesem Alter und den besonderen Eigenschaften erstaunt es kaum, dass Kichererbsen heute auf der ganzen Welt kultiviert werden.

Ein Teil der Erbsen wird geerntet, bevor die Hülsen ausgereift sind, und wie Gartenerbsen frisch als Gemüse zubereitet. Sind die Hülsen und Samen erst einmal voll ausgereift, so sind sie wesentlich härter und können nicht mehr frisch gegessen werden.

Rezepte mit Kichererbsen

First Publication: 2003

Modifications: 10-2-2009, 4-10-2011