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Zürich, Flughafen Kloten

Szene 1

Transit. Ist das Leben denn mehr? Irgendwann steigt man aus einem dunklen und wackligen Gefährt aus, das sich einem später als Mama vorstellt, tut einige Schritte, streckt sich, isst ein paar Teller Kutteln, hat Zahnschmerzen, erregt sich ein wenig – und legt sich auch schon wieder nieder in einem ebenso dunklen, ebenso wackligen Sarg, der hölzernen Mutter für die Ewigkeit. Hat man alles richtig gemacht, dann lassen sich ein paar Freunde zum Abschied mit Rum oder Kümmelschnaps vollaufen – hat man versagt, dann haben sie dafür keine Zeit und trinken Tee.

Wie unheimlich, dachte Maille – gotisch geradezu. Und was für ein Luxus in diesem Moment. Schliesslich hatte er eine Mission, einen klaren Auftrag in der wahrhaft wahnhaft wirklichen Welt. Grübelte etwa ein Baum darüber nach, was dereinst sein würde, nachher? Wohl kaum: Es genügt ihm, hier und jetzt ein rechter Baum zu sein. Allerdings fühlte sich Maille im Moment nicht so richtig wie ein Baum, eher schon wie das Element einer Fotomontage, wie ein GIF-Bildchen mit flimmerndem Rand, das per Drag und Drop in irgendeine Landschaft gesetzt worden war.

Vor wenigen Stunden noch hatte er sich in Sharjah im warmen Wasser der arabischen See geaalt, jetzt sass er auf dem Flughafen Zürich, wo Schneeflocken über die Piste trieben – und in wenigen Minuten würde er den nächsten Flieger steigen, Destination «BKK», Bangkok Suvarnabhumi International Airport.