Dem westlichen Menschen sind viele Dinge nur etwas wert, wenn sie eine gewisse Exklusivität besitzen. So ist man stolz darauf, dass man Tai Chi macht und nicht aerobisch zur Musik von Britney Spears durch die Gegend hüpft. Man entscheidet sich sehr bewusst für einen Tango-Kurs und weiss genau, warum man nicht mit einem Gummiball jonglieren geht. Und wer Qinggong aussprechen kann ohne sich die Zunge zu verknoten, der will sich nicht mit Hanteln durch die Gegend schleppen. Hobbys dienen bei uns der sozialen Distinktion und wir lassen uns deshalb auch lieber nur in ganz spezifischen Umgebungen darauf ein.
In China ist das offenbar etwas anders, wie jeder Besuch in einem morgendlichen Park oder Garten zeigt. In der milchigen Luft des frühen Tages findet hier nicht nur alles zur gleichen Zeit am selbigen Ort statt. Hier kann man auch die edelsten Kung-Fu-Tänzer beobachten, die sich im nächsten Moment hemmungslos zu lauter Discomusik schütteln. Wer eben noch zu meditieren schien, kurvt in der nächsten Sekunde bereits selig lächelnd mit einem Trottinett um die Bäume - und auch wer nur einen Drachen in die Lüfte steigen lässt, dem fällt deshalb noch längst kein Zacken aus der Krone. Aber vielleicht sieht es ja auch nur für das westliche Auge so aus als ob sich hier alles mit allem vermische – so wie sich die Stadt im Nebel-Smog mit dem Nichts zu verbinden scheint.
First Publication: 11-2-2012
Modifications: 18-6-2013