D | E  

Neuste Beiträge

HOIO und Cookuk

  • Das Tagebuch von Raum Nummer 8 (Susanne Vögeli und Jules Rifke)
  • HOIO-Rezepte in der Kochschule – das andere Tagebuch

Etwas ältere Beiträge

Grosse Projekte

Mundstücke

Gewürze aus Santa Lemusa

Abkürzungen

Diese Speise blickt zurück: Kopf einer Larve der roten Weberameise, frisch aus der Dose. (Juli 2012)

Ameisen

Ameisen (Formicidae) gehören zur Familie der Insekten und dort zur Ordnung der Hautflügler. Es gibt wenigstens 11'000 Arten, nur etwa 200 davon leben in Europa. Man hat versteinerte Ameisen aus der Kreidezeit gefunden, schätzt das Alter der Gruppe aber auf wenigstens 130 Millionen Jahre. Alle Ameisen sind in Staaten organisiert, die aus einigen hundert bis mehreren Millionen Individuen bestehen. Diese Staaten sind arbeitsteilig organisiert und in jeweils mindestens drei sogenannte Kasten gegeliedert: Arbeiter, Weibchen (Königin) und Männchen. Die Arbeiter sind grundsätzlich flügellos, nur die geschlechtsreifen Weibchen und Männchen besitzen Flügel.

Als Essware werden Ameisen in unseren Breitengraden kaum genutzt - wahrscheinlich aber essen wir ab und zu aus Versehen die eine oder andere Ameise mit, die sich in unserem Salat oder unserem Sandwich verirrt hat. Grund genug, auch gelegentlich bewusst eines der kleinen Tierchen zu kosten, die da manchmal gar auf unserer Haut herumkrabbeln – wann kommt es denn schon sonst vor, dass das Essen auf uns herumspaziert. Die meisten Ameisen, die wir bis anhin probiert haben, schmecken leicht säuerlich und frisch. Bei grösseren Exemplaren kann die Säure ein wenig unangenehm sein – weshalb wir da manchmal das Hinterteil auslassen, in dem offenbar die meiste Säure steckt.

Eine kulinarische Besonderheit sind die Larven der Asiatischen Weberameise (Oecophylla smaragdina). Diese mittelgrosse Art verfügt über rötlich gefärbte Körper und ist in Südostasien weit verbreitet. Sie baut ihre Nester in Bäumen und ihr Biss ist nicht besonders schmerzhaft – zumindest im Vergleich zu dem anderer tropischer Arten. Als Delikatesse sind die Larven vor allem im Nordosten von Thailan, in Isaaan sehr beliebt. Man sammelt die Eier indem man das ganze Nest vom Baum holt und in einen Kübel mit Wasser fallen lässt – während die Larven zum Boden absinken, schwimmen die Ameisen oben auf und können abgeschöpft werden.

In Europa bekommt man solche Ameisen-Larven (auf Thailändisch heissen sie Kai Mot Daeng) nur in eingedoster Form. Manche der Larven sehen aus wie halbdurchsichtige Eier, einige haben aber schon Augen und ziemlich gut ausgebildete Gliedmassen, so dass man sie bereits als Ameise identifizieren kann. Unter den Eiern finden sich auch einige ausgewachsene Ameisen, die man je nach Gusto vor Verwendung entfernen kann. In Thailand werden die Ameiseneier meist kurz im Wok gebraten, mit viel Knoblauch und Chili, Zitronengras, Frühlingszwiebeln und etwas Fischsauce. Wir haben sie bei unserem ersten Versuch ein paar Sekunden in kochendem Wasser gegart, dann kalt abgeschreckt und mit frischen Kräutern an einer Sauce mit Limettensaft als Salat aufgetischt. Die kleinen Larven haben, als Dosenware zumindest, kaum einen eigenen Geschmack. Interessant ist vor allem ihre Konsistenz – die Eier platzen im Mund auf, ein wenig wie grosser Kaviar.

Unter den Larven finden sich ab und zu auch erwachsene Tiere.
Bei manchen Larven sind Kopf und Gliedmassen schon ziemlich gut ausgebildet.

First Publication: 17-7-2012

Modifications: