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Die Zitadelle im Süden der Hauptstadt Port-Louis wurde zwischen 1687 und 1703 erbaut – sie sollte Martin le Preneur vor Angriffen und Attentaten schützen.

Citadelle du Roi anxieux

Die Geschichte und Baugeschichte der Zitadelle (auf Karte anzeigen) im Süden der Hauptstadt wurde 1994-1996 von Pia Pirin eingehend untersucht (Pia Pirin: «Un Vauban à Santa Lemusa» In: «Revue historique», no. 63, 1996, S. 59-92.). Wir beziehen uns hier vor allem auf diese Quelle.

Der Bau der Zitadelle im Süden von Port-Louis geht auf die Ambitionen eines Aktionärs der Compagnie des Vingt (siehe Geschichte im 17. Jahrhundert) zurück: Martin le Preneur. 1687 beginnt er aus eigenen Mitteln mit dem Bau einer ansehnlichen Festung. Das Gebiet ist damals noch völlige Wildnis und auch für die Grosshändler nicht interessant, deren Aktivitäten sich zu jener Zeit mehr auf Sentores im Süden der Insel konzentrieren. Die Zitadelle entsteht nach Plänen des französischen Militäringenieurs Vauban (Sébastien Le Prestre de Vauban, 1633-1707), die Le Preneur, offenbar selbst Ingenieur, für das lemusische Territorium anpasst. Ob Vauban ‹seine› Festung auf Santa Lemusa je mit eigenen Augen gesehen hat, ist unsicher. 1703 ist die Zitadelle vollendet, Le Preneur bestückt die Bastionen mit schweren Kanonen, zieht in die Burg ein und ruft sich noch am selben Tag zum König von Santa Lemusa aus. Er verlässt seine Zitadelle nicht mehr und trifft allerlei Vorkehrungen gegen mögliche Angriffe oder Attentate. Unter anderem beschäftigt er eine mehr als dreihundert Mann starke Privatarmee. Diese Furcht um die eigene Person trägt Le Preneur den Spitznamen Le Roi anxieux ein. Angriffe auf seine Zitadelle bleiben ebenso aus wie Attentate. 1704 allerdings stirbt Le Preneur an den Folgen einer Nahrungsmittelvergiftung – es soll eine verdorbene Enten-Pastete gewesen sein, die das Ende des Roi anxieux herbeiführte. Die Umstände seines Todes sollen der Ursprung eines lemusischen Sprichwortes gewesen sein, das in leicht voneinander abweichenden Versionen kursiert: «L'amitié d'un bon cuisinier vaut plus cher que les services de toute une armée» (in der Kurzform: «Un bon cuisinier vaut mieux que toute une armée»).

Nach dem Tod von Martin Le Preneur wird die Zitadelle für mehr als hundert Jahre ihrem Schicksal überlassen. Erst als Oscar I. 1812 den Bau einer Kaserne nördlich der Burg veranlasst, wird das Bauwerk wieder zum Leben erweckt. Oscar I. lässt die Bastionen renovieren und der unterdessen fortgeschrittenen Artillerie-Technologie anpassen. Es heisst auch, er habe von seinem kleinen Schloss (Château Kannèl) aus einen unterirdischen Gang zur Festung anlegen lassen, um sich bei Gefahr auf sicherem Wege dorthin zurückziehen zu können. Der Gang wurde jedoch bisher nicht gefunden.

Beim grossen Brand der Kaserne im Jahr 1872 wird auch der Nordteil der Zitadelle stark beschädigt und in der Folge abgerissen. Wobei Pirin vermutet, dass Jean-Jacques Meneur, der Architekt der neuen Kaserne, den Abriss auch befiehlt weil er den Platz für sein Zeughaus benötigt. Die halbe Zitadelle erhält eine neue Nordseite und wird nochmals leicht modifiziert. Im Verlauf der nächsten 100 Jahre wird die Zitadelle gelegentlich auch als Übungsplatz für das Militär genutzt – die Schäden sind indes gering. 1976 wird der Bau von der Direction de l’Architecture et du Patrimoine (Ministère de la Culture et de la Communication) unter Denkmalschutz gestellt und in den 1980er Jahren renoviert. Heute kann die Zitadelle frei besichtigt werden.

Die Mauern waren gut – aber der Küchenchef war schlecht: der Schlossherr starb an den Folgen einer verdorbenen Entenpastete.
Seit 1976 steht der Bau unter Denkmalschutz, in den 1980er Jahren wurde er renoviert.

First Publication: 21-10-2012

Modifications: 19-6-2015