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Logbuch der «PS Narina»

Tag 37

Luft- / Wassertemperatur: 23°C (18°C nachts) / 22°C

Windrichtung / Bft: Ostsüdost / 2-4

Gebiet: MAGNA INSULA (Goldregen aus düsterem Himmel) – Seekarte der Reise

Kombüse: Gestreifter Buntbarsch (400 g) filetieren und ab der Haut ziehen. Filets 2 Minuten in etwas Salzwasser mit einem Schuss Sake garen, aus dem Wasser heben und abkühlen lassen. Die Filets etwas zerpflücken, mit 2 gepressten Knoblauchzehen, 1 feingehackte Zwiebel, 2 EL Saft von frischem Ingwer, 2 EL Sojasauce, 3 gestrichene EL hellbraune Miso-Paste, 2 EL Essig, 1 TL Shichimi tōgarashi, 1 paar Tropfen Tabasco im Mixer zu einer feinen Masse pürieren. Mit Gemüsestücken und geröstetem Brot servieren. (Weitere Rezepte vom Smut der «PS Narina»)

Beobachtungen

Heute bin ich mit dem Gedanken aufgewacht, dass es im Grunde ja nur dem Zufall zu verdanken sein kann, dass Oskar als Ameise zur Welt kam – und ich als Mensch. Natürlich sind Ameisen und Menschen gänzlich andere Konzepte und die Chancen, dass meine Mutter eine Ameise hätte gebären können, sind doch sehr gering. Insofern hat alles seine Ordnung. Aber die Verteilung von «Ich» und «Du», also diese Konzentration von Atomen, die es uns gestattet, «Ich» zu sagen und ein «Du» anzusprechen, die kann doch nur vollkommen willkürlich sein.

Wie gerne würde ich für ein paar Minuten mit Oskar die Körper und Rollen tauschen. Was für ein Abenteuer wäre das, wie eine Ameise zu fühlen und die Welt aus ihrer Warte anzuschauen. Vor allem aber: Wie würde dieser Mensch auf mich wirken, wie würde ich ihn (und also mich selbst) sehen? Vielleicht taugen Ameisenaugen nicht, so grosse Dinge wie Menschen zu erfassen, vielleicht sind sie für ganz andere Ziele eingerichtet. Hat es in der Ameisenwelt überhaupt Platz für Menschen – so unbeirrt wie die Tiere ihre Strassen auch mitten durch die menschlichsten Gebiete legen? Wenn nicht, würde das wohl bedeuten, dass Oskar glaubt, er sei ganz allein auf dem Boot.

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First Publication: 10-4-2013

Modifications: 11-11-2014