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Gewürze aus Santa Lemusa

Abkürzungen

Das Aroma von Sternanis sitzt in der Fruchtwand, nicht in den Samen.

Sternanis

Und das weiss das Lexikon

Sternanis stammt ursprünglich aus Südchina, wo er schon seit 4000 Jahren in der Küche verwendet wird – laut Hansjörg Küster («Kulturgeschichte der Gewürze», S. 253) kommt er besonders häufig in den südwestchinesischen Bergländern vor. Nach Europa gelangte das Gewürz offenbar 1588 mit dem englischen Seefahrer Sir Thomas Cavendish, der es von den Philippinen nach London bracht.

Sternanis (Illicium verum; engl. star anise, Chinese anise; franz. anis étoilé, badiane; span. badián, anís estrella) gehört zur Familie der Illiaceae (Sternanisgewächse). Das Gewürz stammt von einem immergrünen Bäumchen aus der Familie der Illiaceae (Sternanisgewächse), die eng verwandt ist mit den Magnoliaceae (Magnoliengewächsen). Der Baum wird bis zu 15 Meter hoch. Seine Äste sind grau, seine Blätter ledrig und seine weisslichen Blüten reich an Blütenblättern. Als Gewürz dienen die etwa 3 cm grossen, meistens achtstrahligen, sternförmigen, mahagonibraunen Kapselfrüchte des Baumes, die nur getrocknet verwendet werden. Neben den normalen achtzackigen Formen treten selten auch einzelne Früchte mit mehr als acht Strahlen auf. Der Baum trägt erst ab dem sechsten Jahr Früchte – dann aber für ein ganzes Jahrhundert.

Die Früchte werden gepflückt bevor sie ganz ausgereift sind und in der Sonne zum Trocknen ausgelegt. Dabei werden die Fruchtblätter hart, dunkel und entwickeln aromatische Substanzen. Die getrockneten Früchte enthalten 5 bis 8 % ätherisches Öl, das sich in der Fruchtwand befindet, nicht in den Samen. Auf Santa Lemusa wachsen Sternanis-Bäume heute in manchem Garten, für den Handel angebaut werden sie aber nur in der Plantation Laozi im Südosten der Hauptstadt Port-Louis (mehr über Sternanis auf Santa Lemusa).

Charakter und Verwendung

Sternanis hat einen Duft, der stark an Anis erinnert, ein wenig auch an Fenchel. Er schmeckt warm, süss und fein aromatisch – manchmal macht sich auch eine leichte Lakritzenote bemerkbar. Im Nachgeschmack ist Sternanis angenehm frisch, weshalb er manchmal auch zur Erfrischung des Atems gekaut wird.

Da die Anissterne sehr hübsch sind, werden sie den meisten Gerichten ganz beigegeben. Man kann das Gewürz aber auch mit Mörser, Mixer oder Mühle zu einem Pulver verarbeiten – sollte dieses aber dann sofort verwenden weil sich das Aroma schnell verflüchtigt.

Seine grösste kulinarische Bedeutung hat Sternanis in der chinesischen Küche, wo er auch Teil des im ganzen Land verwendeten Fünf-Gewürze-Pulvers ist. Laut Gernot Katzer («Picantissimo», S. 268) hat Sternanis eine «besondere Affinität zum salzig-würzigen Aroma der Sojasauce» – und gehört folglich in jedes rotgeschmorte Gericht (mehr dazu). Ausserhalb von China findet sich Sternanis prominent in der vietnamesischen Nudelsuppe Pho und in englischen Marmeladen. Wirtschaftlich bedeutend ist Illicium verum vor allem bei der Produktion von Anis-Schnäpsen wie Absinth, Pastis, Ouzo oder türkischem Raki, wo oft Sternanisöl anstelle des teureren Anis-Öl verwendet wird. Auf Santa Lemusa kommt Sternanis bei süssen wie auch bei salzigen Gerichten zum Einsatz (mehr über Sternanis auf Santa Lemusa).

Sternanis aus Santa Lemusa: «Baschi Dao»

Nur wenige Gewürze kamen auf so abenteuerliche Weise nach Santa Lemusa wie der Sternanis – in der Tasche des Dolmetschers Lǐ Tài Bái aus Xi’an nämlich, der 1832 in den Privathafen von König Oscar I. gespült wurde. Später legte Lǐ einen Garten an, in dem dieser Sternanis mit seinem warmen, nach Anis, Fenchel und Lakritze duftenden Aroma wächst. «Baschi Dao» wird von HOIO exklusiv nach Europa importiert.

Die Kapselfrüchte von Illicium verum haben gewöhnlich acht Strahlen – in seltenen Fällen aber auch neun, wie unser Bild zeigt.

Rezepte mit Sternanis

First Publication: 2-2007

Modifications: 8-2-2009, 7-10-2011, 23-10-2012, 9-5-2016