Mitten im stark verbauten und sonst völlig flachen Stadtzentrum von Singapur erhebt sich ein grüner Hügel, auf dem tropische Baumriesen wachsen und weisse Adler ihrer Nester bauen. Zuoberst liegt Fort Canning, das in der wechselvollen Kolonialgeschichte der Stadt immer wieder eine wichtige Rolle gespielt hat. In einer Ecke des Parks stehen einige Grabstelen aus der Zeit um 1900 – ganz unterschiedlich gestaltet, aus verschiedenen Materialien gemeisselt und mehr oder weniger stark verwittert. Seite an Seite liegen hier der chinesische Kaufmann Lee Khia Soon John, der britische Generalpostmeister William Cuppace, der kaiserlich deutsche Generalkonsul Hans Hermann Eschke, der russische Marineleutnant Wladimir Astafiew und Chik, die geliebte Frau von M. Hassan. Ob sie wohl auch im Leben die Nähe zueinander gesucht hätten? Wer auch immer sie waren, die letzte Episode ihrer Biographie spielte sich in Singapur ab. Ich weiss nicht, was sie einst erreichen, was sie hinterlassen wollten – aber ihre Steine sehen aus wie ein Modell der Hochhausstadt, die Singapur seither geworden ist.
First Publication: 23-12-2013
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