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Weine aus Syrah haben in der Regel einen hohen Alkoholgehalt und eine dunkle Farbe – eine Traube in einem Weinberg in Cornas im nördlichen Tal der Rhône. (Oktober 2013)

Syrah

Lange wurde Syrah* nur im Tal der Rhône und in Australien angebaut – heute erfreut sich die Traube weltweit grosser Beliebtheit.

Herkunft und Geschichte. Syrah stammt aus den Weinbergen im nördlichen Tal der Rhône (Hermitage, Côte Rôtie, Cornas etc.). Laut Robinson wird die Traube erstmals 1781 von Faujas de Saint-Fond erwähnt: «la Sira de l’Hermitage […] produit un vin agréable, généreux, stomachique et qui gagne en vieillissant: l’on peut […] y mêler une petite quantité de raisins blancs, ainsi qu’on le pratique à Tain. La Serine et le Vionnier de Côte-Rôtie seroient très-bien aussi.» Wobei Sira de l’Hermitage und Serine de Côte Rôtie laut Robinson einfach lokale Varianten von Syrah sind.

1998 fand man mit Hilfe von DNA-Analysen heraus, dass Syrah aus der natürlichen Kreuzung von Mutter Mondeuse blanche (einer Varietät aus Savoyen) und Vater Dureza (einer Traube aus der Ardèche) entstanden ist.

Es gibt diverse weitere Thesen zur Geburt von Syrah. Eine der populärsten ist die, dass Syrah aus Shiraz (auch Chiraz) stammen soll – einem wichtigen Zentrum des Weinanbaus im antiken Persien. Um 600 sollen Phönizier die Traube von Persien nach Massilia (Marseille) gebracht haben. Oder aber es waren Kreuzritter, die zwischen 1095 und 1291 für die Ankuft der Traube im Rhône-Tal sorgten. Robinson hält diese Thesen indes für zweifelhaft.

Der Name Syrah stammt laut Robinson wahrscheinlich via das Synonym Sérine von der indo-europäischen Wurzel ser («ein langer Zeitraum») ab, aus welcher das lateinische Wort serus («späte reifend») gebildet wurde.

Charakter der Rebe. Syrah ist eine kräftige Rebe, die durchschnittlich reift – mit einer kurzen Reifezeit zwischen Véraison und Ernte. Das Zeitfenster für eine optimale Ernte ist kurz. Die Rebe reagiert sensibel auf Frühlingswinde und ist sehr anfällig für Chlorose, Botrytis sowie für Erkrankung unbekannter Ursache, die gelegentlich als Syrah-Krankheit beschrieben werden (zu den Symptomen gehört eine Rotverfärbung des Laubes). Die Beeren der Syrah-Traube sind klein und beginnen bei der Reife schnell einmal zu schrumpfen.

Charakter des Weins. Weine aus Syrah unterscheiden sich stark von Weinen der Cabernet-Familie. Sie haben in der Regel weichere Tannine und sind schwerer – vor allem wenn sie mit andern Südfranzosen verschnitten werden wie etwa Grenache (Garnacha) oder Mourvèdre (Monastrell). Der Flavour bewegt sich in den Bereichen von Leder, Lakritze und Teer, markant sind auch schwarzer Pfeffer und (bei leicht unreif geernteten Exemplaren) verbrannter Gummi. Reif geerntet aus warmen Klimazonen entwickelt Syrah viel süsse schwarze Fruchtaromen. Weine aus sehr reifen bis überreifen (also geschrumpften) Trauben können Aromen von dunkler Schokolade und Pflaumen aufweisen, manchmal mit Anklängen an Portwein. Rindchen nennt den Syrah einen «sanften Verführer, der häufig seine hohen Alkoholgrade nicht spüren lässt» – er entdeckt in Weinen aus der Traube Aromen von «Heidelbeere, Brombeere, Blaubeere, Minze, Zimt, Muskat, Bitterschokolade, Nelke, Speck und Toast». Beliebte Cuvée-Partner von Syrah sind Grenache (Rhône, Languedoc) und Cabernet Sauvignon.

Verbreitung. Bis gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts wurde Syrah hauptsächlich im Rhône-Tal angebaut – und als Shiraz in Australien. Die plötzliche Popularität der Traube in den verschiedensten Weinanbaugebieten der Welt führt Robinson unter anderem auf «a fashion for all things Rhôneish and a certain ennui with Bordeaux red wine grapes» zurück. Heute wird Syrah nebst Südfrankreich und Australien im grossen Stil auch in Argentinien, Chile und Kalifornien angebaut. Was die Traube in den einzelnen Regionen vermag, führen wir hier erst auf, wenn wir auch entsprechende Weine verkosten.

Syrah wird in ganz Südfrankreich angebaut, wandert aber oft in Cuvées. Die berühmtesten sortenreinen Syrah-Weine stammen aus dem oberen Rhône-Tal. Laut Robinson repräsentieren die langlebigen, konzentrierten Rotweine, die auf dem Granit-Felsen von Hermitage angebaut werden, den «männlichsten» Aspekt der Traube – gewöhnlich mit einer glänzenden Textur und üppiger aber knochentrockner Frucht. Die steilen Terrassen von Côte Rôtie stellen die nördliche Grenze des Syrah-Anbaus dar und produzieren gemäss Robinson «stereotypically Syrah at its purest, most refreshing, lighter and more ‹feminine». Crozes-Hermitage reift etwas tiefer im Tal und also früher. Saint-Joseph sei zu vielfältig für Generalisierungen. Cornas erwaähnt sie in diesem Zusammenhang nicht.

* Wir beziehen uns in diesem Abschnitt vor allem auf «Wine Grapes» (Kapitel Syrah) von Jancis Robinson. Ausserdem haben wir den «Grossen Johnson» und den «Crashkurs Wein» von Gerd Rindchen konsultiert.

Syrah stammt aus den Weinbergen im nördlichen Tal der Rhône, wo er vermutlich vor langer Zeit schon aus einer spontanen Kreuzung entstand: Weinberg in Cornas. (Oktober 2013)
Beim Syrah ist das Zeitfenster für eine optimale Ernte kurz: diese Rebe in Cornas hat es nicht geschafft, rechtzeitig die volle Reife zu erlangen – und wurde deshalb bei der Lese übergangen. (Oktober 2013)
«La Sira […] produit un vin agréable, généreux, stomachique et qui gagne en vieillissant», schreibt Faujas de Saint-Fond 1781.
Ein Blatt an einem Syrah-Rebstock. (Cornas, Oktober 2013)

First Publication: 20-5-2014

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