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Himmelswesen präsentieren das Wappen der d'Ocieszyek-Bruno.
Frontispiz eines alten Buches mit einem Wappen.

19. Jh.: Republik oder Monarchie

1803-1813: Die ersten Jahre der Unabhängigkeit

Von internen Machtkämpfen und Korruption zerfressen wird die Assemblée coloniale 1803 aufgelöst. An ihrer Stelle übernimmt eine Nouvelle Compagnie des Vingt die Macht, die sich aus Plantagenbesitzern, Händlern und Offizieren der Truppe von Fisbaton zusammensetzt. Auch diese «Regierung» kann sich nicht lange halten. Schon 1804 wird eine ihrer Sitzungen von einer Handvoll Bonapartisten gestürmt, die den Anschluss der Insel an das Kaiserreich fordern (1804 hat sich Napoleon selbst zum Kaiser gekrönt). Bis 1813 haben die Bonapartisten auf der Insel das Sagen – ohne indes den Wideranschluss an Frankreich vollziehen zu können.

1813-1815: Die Erste Republik

1813 wird unter der Führung von Oscar d'Ocieszyek-Bruno, einem ehemaligen Offizier der französischen Truppen, die Erste Republik von Santa Lemusa ausgerufen. 1815 wird sogar ein Repräsentant des jungen Inselstaates nach Wien entsandt, wo sich das zerrüttete Europa im Rahmen des Wiener Kongresses eine neue Ordnung gibt. – Bei seiner Rückkehr findet dieser Gesandte jedoch bereits ganz neue Verhältnisse vor, hat sich doch Oscar d'Ocieszyek-Bruno unterdessen mit Waffengewalt zum König von Santa Lemusa gekrönt und verteidigt seine Rechte an der Insel unter Berufung auf seine Adelsrechte und eine entfernte Verwandtschaft mit dem Haus der Bourbonen. Tatsächlich hat sich die Familie d'Ocieszyek-Bruno schon Mitte des 18. Jahrhunderts auf Santa Lemusa niedergelassen.

1815-1832: König Oscar I

Oscar I., der erste König von Santa Lemusa, reisst zwar einige für insuläre Verhältnisse ziemlich aufwendige Bauprojekten an (siehe etwa Quartier du Château), pflegt aber gleichzeitig eine eher liberale Politik. Tatsächlich nämlich werden die Geschicke der Insel stärker von einer Art Bürgertum kontrolliert, das sich in den Jahren nach 1800 sehr schnell herausgebildet hat. Ab 1817 lässt sich Oscar I. in allen politischen Fragen von einer neu gegründeten Assemblée des Citoyens beraten, aus deren Arbeit heraus allmählich ein gut funktionierender Beamtenapparat entsteht, der die Geschicke der Insel verwaltet. 1819 erhält die Hauptstadt Port-Lemusa neu den Namen Port Saint-Louis (mehr über die diversen Namen der Hauptstadt). – 1832 macht Oscar I. Frankreichs «Bürgerkönig» Louis Philippe seine Aufwartung und wohnt den Hochzeitsfeierlichkeiten von dessen Tochter Charlotte Isabelle bei, die König Leopold I. von Belgien ehelicht. Auf der Rückfahrt kommt das nach Aussage von Zeitgenossen über und über mit europäischen Souvenirs voll gepackte Schiff des Königs vom Kurs ab und läuft vor der Pointe des Châteaux auf einen Felsen auf. Oscar I. und der Grossteil der Besatzung kommen in den Fluten um.

1832-1848: Adrienne I.

Wenig später besteigt Adrienne I., die Tochter von Oscar d'Ocieszyek-Bruno, den väterlichen Thron. Auch sie pflegt zunächst eine liberale Politik. Ihr Hofstaat verschlingt jedoch mehr und mehr Geld. Ausserdem machen Gerüchte über den ausgelassenen Lebenswandel der Königin die Runde, was ihre anfängliche Beliebtheit mehr und mehr schwinden lässt. 1834 kommt es zu einem Aufstand der Hafenarbeiter von Santa Lemusa, der dank der Vermittlung der Assemblée des Citoyens unblutig beendet werden kann. 1837 aber streiken die Landarbeiter - es kommt zu Krawallen und gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei. – 1847 erlebt Santa Lemusa eine ökonomische Krise, die sämtliche Wirtschaftszweige betrifft. Als Reaktion darauf beschliesst die Assemblée des Citoyens, das Budget für die Ausgaben des Hofes zu reduzieren. Daraufhin löst Königin Adrienne die Assemblée kurzerhand auf und lässt die Hälfte der Versammlung inhaftieren. Das Volk, von den Folgen der wirtschaftlichen Krise ausgezehrt, geht auf die Strasse. Im Januar 1848 dankt Königin Adrienne ab. Sie ernennt ihren Neffen Louis d'Ocieszyek-Bruno zum Nachfolger – der fürchtet jedoch den Zorn des Volkes und flieht inkognito nach London.

1848-1899 Die Zweite Republik

Eine Assemblée nationale wird gegründet, die Zweite Republik ausgerufen und der unter Oscar I begründete Beamtenapparat restauriert. Im Juni 1848 werden auf Santa Lemusa erstmals Wahlen in unserem heutigen Sinne durchgeführt. Die ökonomische Situation bleibt jedoch kritisch und so kommt es im Mai 1852 zu einem Aufstand der Arbeiter, der von der Polizei blutig niedergeschlagen wird. 1855 kehrt Louis d'Ocieszyek-Bruno aus dem Londoner Exil zurück und lässt sich mit grosser Mehrheit zum Staatspräsidenten wählen. Auch viele Arbeiter stimmen für ihn - um sich an der Bourgeoisie für die Niederwerfung des Mai-Aufstandes zu rächen. In den zwölf Jahren seiner Amtszeit schafft es d'Ocieszyek-Bruno jedoch, die Differenzen zwischen der Bourgeoisie und der Arbeiterschaft zu reduzieren - ausserdem stabilisiert er die Wirtschaft durch Handelverträge wie den «Traité du sucre». Sein Verzicht auf die ihm vermachte Krone und seine umsichtige, die ganz verschiedenen Kulturen der Insel miteinander verbindende Politik verschaffen ihm grossen Respekt in der Bevölkerung - ja von vielen wird er fast als ein Heiliger verehrt. Auch seine Nachfolger pflegen eine Politik der Integration.

 

1855 Gründung der Université Polytechnique. In seinem ersten Amtsjahr als Präsident von Santa Lemusa gründet die Université Technique.  von Santa Lemusa, die wenig später den Namen Université Polytechnique erhält.

Um 1860 Immigranten aus Asien und dem Orient. Um 1860 treffen in mehreren Wellen rund zweitausend Arbeiterinnen und Arbeiter aus China auf Santa Lemusa ein. Sie engagieren sich vor allem im Dienstleitungsbereich und in den diversen Fabriken. Die meisten von ihnen lassen sich im Süden der Altstadt von Port-Louis, zwischen der Place Kokliko und dem Boulevard Oscar I. nieder. Mit den Jahren entsteht hier ein veritables kleines Chinatown - wegen des Dampfes, der hier Tag und Nacht aus den diversen Garküchen hochsteigt, wird das Quartier von den Bewohnern der Stadt auch Katye Vapè (Quartier vapeur, Dampfquartier) genannt.

1872 Grossbrand der «Caserne des Boeufs». Bei einem Grossbrand wird die grösste Militärkaserne von Santa Lemusa, die «Caserne des Boeufs» im Süden der Hauptstadt, fast vollständig zerstört. In den Jahren 1873-1876 entsteht an ihrer Stelle eine neue Kaserne.

1899 Bohnenrevolution. Veränderungen auf dem Weltmarkt führen dazu, dass sich die Lage der Bauern auf Santa Lemusa in den 1890er Jahren drastisch verschlechtert. Sie fordern Unterstützung vom Parlament – doch die Verhandlungen führen zu keinem Ergebnis. Da schreiten die Bauern zur Tat: Früh am Morgen des 1. August 1899 fahren sie mit Fuhrwerken aller Art in die Stadt, umstellen das Regierungsgebäude und kippen tonnenweise getrocknete Bohnen (ein wichtiges Erzeugnis der Landwirtschaft von Santa Lemusa) in den Sitzungssaal der Assemblée nationale. Als Folge dieser so genannten «Bohnenrevolution», die ohne die Abgabe eines einzigen Schusses vonstatten geht, treten sämtliche Mitglieder der Regierung zurück.

1899 Gründung der Kukaldaria. Am 1. Januar 1899 wird in Bitayson Francelle die Kukaldaria gegründet. Dieser Gilde gehören zunächst 63 Köchinnen und 63 Köche an. Noch im selben Jahr wird erstmals der Kukal-Ring in Gang gebracht.

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts lassen sich in der ganzen Karibik auch Einwanderer aus China nieder. Ausschnitt eines Bildes aus der Zeitschrift «L'Illustration» von 1860, das eine Gruppe von Gastarbeitern auf Guadeloupe zeigt. (Bibliothèque des Arts décoratifs, Paris)
Stich: Gesichter von Menschen in exotischen Trachten.

First Publication: 4-2007

Modifications: 20-2-2009, 30-9-2011