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Nudelsuppen gibt es in ganz Japan an jeder Ecke – mit Miso, Mais und Butter aber werden sie vor allem auf Hokkaido angeboten. (Zürich, August 2014)

Sapporo-Ramen

Nudelsuppe mit Miso, Mais und Butter – ein Rezept zu Peter Polters Episoda 140727 Kawayu Iō-zan

Diese Suppe soll nach dem Zweiten Weltkrieg in Sapporo erfunden worden sein. Sie wird auf der Basis von Schweinebrühe (manchmal auch Hühnerbrühe) und Miso zubereitet und hat deshalb eine dickliche Konsistenz und ein herzhaftes, nussiges und leicht süssliches Aroma. Die Suppe wird mit verschiedenen Toppings angeboten – die berühmteste Variante aber kommt mit Schweinfleisch, Bambussprossen, Frühlingszwiebeln, einem halben Ei, Mais und einem Stück Butter daher. Letztere Zutaten sind für Japan sehr ungewöhnlich – für Hokkaido aber sehr typisch, denn hier wird nicht nur viel Mais angebaut, es werden auch Milchprodukte hergestellt.

In Ramen Yococho, der berühmten Ramen-Allee im Vergnügungsviertel Susukino in Sapporo, wird die Suppe als «Corn-Butter-Noodles Soup» angeboten. Unser Rezept versucht jene Nudel-Suppe zu rekonstruieren, die uns in einem der Lokale in Ramen Yococho serviert wurde. Wir weichen allerdings in zwei Punkten leicht von der Vorlage ab. Die Bambussprossen in der Suppe in Sapporo waren etwas zäh und hatten einen neutralen Geschmack, waren also auch überhaupt nicht sauer. In Europa aber bekommt man fast nur sauren Bambus, der ein ganz spezifisches Aroma hat, das uns in dieser Suppe deplatziert scheint. Wir ersetzen den Bambus deshalb durch Lilienblüten, die eine ähnliche Konsistenz haben – man könnte, wenn die Konsistenz keine Rolle spielt, zum Beispiel auch Mungbohnen-Sprossen nehmen, denen man in Ramen-Suppen ja auch oft begegnet. Zweitens geben wir etwas Nori-Alge mit in die Schüssel – das sieht hübsch aus und ist im übrigen eine bei Ramen-Suppen verbreite Praxis.

Die Nudeln, die wir in Sapporo gegessen haben, waren relativ dick und hatten einigen Biss. In Europa sind die meisten Ramen-Nudeln so dünn, dass sie in der heissen Suppe fast zwangsläufig jeden Biss verlieren. Man kann sich also überlegen, ob man statt der Ramen-Nudeln nicht Udon-Nudeln verwenden will (es gibt relativ dünne Udon, die von der Konsistenz her ungefähr den Ramen aus Sapporo entsprechen).

Kochzeit 20 bis 30 Minuten
Ziehzeit 1 Stunde

Zutaten (für 2 Personen)

1 EL Rapsöl

100 g Schweinsfilet

2 EL Sojasauce

2 EL Sake für die Zubereitung des Filets

1 knapper TL Zucker

1 dl Sake

2 EL Mirin

1 EL geriebener Knoblauch 

1 EL geriebener Ingwer

4 EL helles Miso (Shiro Miso)

1 L Schweinebrühe

Salz zum Abschmecken der Brühe

100 g Ramennudeln

ev. nochmals etwas Salz zum Abschmecken der fertigen Suppe

5 bis 10 g Lilienblüten, etwa 10 Minuten in heissem Wasser eingeweicht, von den harten Ansätzen befreit, dann abgespült

1 Ei, gekocht, geschält, halbiert (oder auch 2 Eier)

4 bis 6 EL Mais-Körner, gekocht 

2 EL asiatische Zwiebeln, in feinen Ringen

2 EL Nori-Alge, in feinen Streifen

2 TL geröstetes Sesamöl

1 TL gerösteter Sesam

2 Stück Butter (je ca. 1 EL)

Shichimi zum Abschmecken bei Tisch

Zubereitung

  1. Das Rapsöl in einer Bratpfanne erwärmen und das Schweinefilet allseits anbraten bis es ein leicht bräunliche Farbe angenommen hat. Fleisch aus der Pfanne heben.
  2. Je 2 EL Sojasauce und Sake sowie den Zucker in die Pfanne geben, aufkochen lassen, 3 bis 5 Minuten köcheln, bis die Flüssigkeit etwa auf die Hälfte reduziert ist und eine sirupartige Konsitenz angenommen hat. Fleisch wieder in die Pfanne geben und 2 bis 3 Minuten in dem Sirup wenden, bis ein guter Teil der Sauce am Fleisch haftet. In der Pfanne abkühlen lassen, gelegentlich nochmals in der Sauce wenden, dann in etwa 5 mm dicke Scheiben schneiden.
    Statt dieses Schweinsfilets kann man auch einfach eine Scheibe von einem Schweinsbraten in die Suppe legen – das dürfte dem Vorbilde aus Sapporo sogar näher kommen. Allerdings lässt sich ein solcher Braten kaum mit einem 100 g schweren Stück herstellen – deshalb schlagen wir hier diese Version mit ‹lackiertem› Filet vor. 
  3. Sake, Mirin, Knoblauch, Ingwer und Miso zusammen mit 2 dl Wasser in einer Pfanne aufsetzen und zum Kochen bringen. Rühren bis sich das Miso völlig aufgelöst hat – Pfanne vom Herd nehmen.
  4. Schweinebrühe in einem Topf zum Kochen bringen und gerade soviel Salz beigeben, dass die Brühe nur leicht salzig schmeckt (auch das Miso wird noch Salz an die Suppe abgeben).
    Das Abschmecken mit Salz ist vor allem bei selbst gemachten Brühen nötig. Hat man seine Suppe mit Brühwürfeln hergestellt, ist sie in der Regel salzig genug. – Bis zu diesem Punkt kann man alles gut vorbereiten und gegebenenfalls auch einige Zeit stehen lassen. Die nachfolgenden Schritte aber sollten zügig durchgeführt werden.
  5. Wasser für die Nudeln zum Kochen bringen. 
  6. Sake-Mirin-Miso-Mischung in die Schweinebrühe einrühren und aufkochen lassen, Hitze etwas reduzieren und bis zur weiteren Verwendung leicht köcheln lassen.
  7. Nudeln gemäss Angaben auf der Packung kochen. Suppe kosten und ev. nochmals mit etwas Salz abschmecken.
  8. Nudeln auf zwei sehr grosse Schüsseln verteilen. Die heisse Suppe darüber giessen. Die Scheiben vom Schweinefilet, die Liliensprossen, das halbe Ei, Mais und Frühlingszwiebeln nebeneinander auf die Suppe legen, ein Häufchen Nori daneben setzen. Sesamöl und den gerösteten Sesam über die Oberfläche sprenkeln. Zum Schluss ein Stück Butter in die Mitte der Schüssel geben, sofort servieren. Shichimi auf den Tisch stellen.
Das Schweinsfilet, von dem Sirup aus Sojasauce, Sake und Zurcker überzogen, sieht ein wenig wie lackiert aus.
Der erste Versuch, die Suppe aus Sapporo zu imitieren – eindeutig störend war der säuerliche und sehr markante Geruch der eingelegten Bambussprossen. (Basel, August 2014)
Das Rezept lässt sich variieren. Hier kommt die Suppe ohne Ei und Zwiebeln daher, ausserdem wurde das Nori-Blatt nicht in Streifen zerschnitten, sondern dekorativ an den Rand gesteckt – die Butter ist bis zum Fototermin schon weggeschmolzen. (Zürich. August 2014)
Der Eingang zur berühmten Ramen-Strasse in Sapporos Vergnügungsviertel Susukino. (August 2014)
Das Lokal, dessen Suppe für unser Rezept Pate stand, wirbt mit einem grossen Plakat für seine Miso-Nudel-Suppen – die Basis kostet 800 ¥, mit Butter und Mais 950 ¥ (ca. CHF 8.50).
Ein Meister am Werk: für jeden Kunden wird die Suppe in einem eigenen Topf gewürzt und zu Ende gekocht.
Das Vorbild aus der Ramen-Allee: das Aroma der Suppe wird bestimmt von Schweinebrühe und hellem Miso. Diese Schüssel hat uns etwa zwanzig Minuten lang beschäftigt – die drei Japaner, die neben uns sassen und gleichzeitig bedient wurden, verliessen schon nach fünf Minuten das Lokal.

First Publication: 7-8-2014

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