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Venice (Italy) Mercato Rialto
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Freitag, 10. April 2015

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Für Touristen ist es von essentieller Bedeutung, dass sie zum richtigen Zeitpunkt am rechten Ort sind. Das Gefühl, eine Reise sei erfolgreich verlaufen, hängt oft ganz zentral von ihrem Takt ab. Zum Sonnenaufgang in den Ruinen von Angkor Wat, zur Wachablösung vor dem Buckingham Palast, zum Glockenspiel auf dem Münchner Marienplatz, zum Sundowner am Strand von Tanah Lot. Natürlich ist der Zeitpunkt auch beim Besuch eines Marktes von kruzialer Bedeutung: der Verkauf soll in vollem Gange sein, die Auslagen prall gefüllt, die Fische müssen zappeln, die Händler laut ihre Ware anpreisen.

Dass man gelegentlich den Eindruck hat, alle Touristen erlebten (etwa in einer berühmten Stadt wie Vendig) immer ungefähr das gleiche, hängt nicht nur damit zusammen, dass sie alle zu denselben Sehenswürdigkeiten streben – sondern auch damit, dass sie es alle zur selben Zeit tun. Längst geben Reiseführer nämlich nicht mehr nur an, welches Lokal man auf keinen Fall verpassen darf, sondern auch wann man sich vor Ort einfinden soll – das liest sich dann etwa so: «Come around 6 pm to get the best cicchetti and rub elbows with the locals».

Möchte man seine Ellbogen schonen oder aus sonstigen Gründen etwas anderes erleben, so muss man folglich gar nicht unbedingt andere Orte besuchen – es reicht schon aus, sich zur falschen Zeit einzufinden. Das Prinzip lässt sich vom Tourismus leicht auf weitere Bereiche übertragen, ja man könnte geradezu eine Kunst daraus machen, sich gelegentlich aus dem Takt zu bringen, sich nach dem Fest in Festlaune zu fühlen.

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First Publication: 4-5-2015

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