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Ein Stand mit Melonen auf dem Morgenmarkt des Hafenstädtchens Hakodate im Süden von Hokkaido. (Juli 2014)

Melone

Und das weiss das Lexikon

Geschichte. Die ersten Melonen wuchsen laut Alan Davidson («Oxford Companion to Food», Kapitel Melon) im Gebiet zwischen dem Nordwesten Indiens, dem Iran und Ägypten. In der griechischen und römischen Antike waren Melonen zwar wohl bekannt, aber nicht sehr beliebt – Davidson: «References […] are sparse and lack the enthusiasm which one would certainly have expected if they had really good melons on their tables.» Offenbar waren die Araber die ersten, die Melonen züchteten – und mit ihnen kamen sie auch nach Europa: «Das Vaterland der europäischen Melonenkultur ist daher nicht Italien, sondern Spanien, wohin die Araber zuerst bessere Sorten brachten», schreiben Robert Habs und Leopold Rosner («Appetit-Lexikon», S. 326). Der andalusische Agronom Ibn Al Awam (12. Jahrhundert) spricht in seiner Garten-Fibel («Kitab al-Felaha») verschiedentlich von Melonen. Der erste europäische Autor, der Melonen erwähnt, ist laut Davidson  Albertus Magnus im 13. Jahrhundert. Im 16. Jahrhundert erreichte die Melone auch England und wurde dort, wie in allen kühleren Gegenden Europas, unter Glas angebaut. In der frühen Neuzeit kam die Melone auch bis China, wo Varietäten für die Verwendung in der Küche gezüchtet wurden. Laut Davidson nahm Columbus auf seiner zweiten Reise Melonen-Samen mit nach Haiti, von wo aus sich die Frucht über den ganzen Kontinent verbreitete: «The new fruit was adopted with great enthusiasm by the Indians of Central and South America.»

Pflanze. Die Zuckermelone ist eine einjährige Pflanze. Sie bildet eine unverzweigte und weich behaarte Sprossachse aus, die bis 5 Meter lang werden kann. Die Blätter werden 20 cm gross. Sie sind herzförmig mit leicht gezahntem Rand. Die Blüten sind blassgelb und bis drei Zentimeter gross. Die Pflanze bildet ein bis zwei Früchte aus, die meist 15 bis 20 cm im Durchmesser wachsen und eine ovale bis runde Form haben. Die Botanik spricht allerdings nicht von einer Frucht, sondern von einer Panzerbeere – das ist eine Schliessfrucht (eine Frucht, die in geschlossenem Zustand von der Pflanze abfällt), die aus einem einzigen Fruchtknoten hervorgeht und deren Fruchtwand im Unterschied zu anderen Beeren hart ist und nicht fleischig. Die Oberfläche der Frucht ist je nach Varietät glatt bis warzig, das Fleisch grün, gelb, rosa oder orange mit zahlreichen länglichen, abgeflachten Samen.

Die meisten Melonen in der westlichen Welt gehören zu den Sommer- oder der Wintermelonen. Sommermelonen sind sehr aromatisch und leicht verderblich, die meisten haben eine raue Rinde. Wintermelonen sind weniger aromatisch und halten dafür länger, sie haben oft eine glatte oder eine faltige Rinde. Der Unterschied zwischen den zwei Familien ist physiologisch bedingt, erklärt Harold McGee («On Food and Cooking», Kapitel Melons): «Die aromatischen Sommermelonen sind in der Regel klimakterische Früchte, die sich (mit Ausnahme der Cantaloupe) in reifem Zustand von der Sprossachse lösen; und sie enthalten aktive Enzyme, die mehr als 200 verschiedene Ester aus Aminosäure-Vorstufen produzieren, was hilft ihr charakteristisches Aroma auszubilden. Wintermelonen sind generell nicht-klimakterische Früchte, wie ihre verwandten die Gurken und Kürbisse, sie haben eine niedrige Ester-Enzym-Aktivität, folglich ein milderes Aroma.

Zu den Sommer-Melonen, die in Mitteleuropa besonders oft auf den Markt kommen, gehören Cantaloupe, Charentais, Cavaillon und Galia. Wintermelonen werden bei uns selten angeboten, eine Ausnahme stellt in der Schweiz die Melone Purceddu d’Alcamo dar, die Slow Food bei Coop verkauft.

Die Zuckermelone bildet eine weich behaarte Sprossachse aus, die bis 5 Meter lang werden kann. Die herzförmigen Blätter werden 20 cm gross. (Juli 2014)
Heim für Melonen – ein Gewächshaus bei bei Shin-Yubari auf Hokkaido. (Juli 2014)
Die Japaner sind oft sehr stolz auf ihre Agrarprodukte – hier der Shop einer Melonen-Farm bei Shin-Yubari auf Hokkaido. (Juli 2014)
Cantaloupe. Oft liest man, die Cantaloupe sei die erste Sorte gewesen, die auf europäischem Boden gezüchtet wurde. Sicher ist, dass es sich um eine sehr alte Sorte handelt. Ihr Name geht auf das italienische Cantalupo in Sabina zurück, ein Städtchen bei Rom, in dessen Gärten die Melone offenbar erstmals erfolgreich gezüchtet wurde – wahrscheinlich mit arabischen Samen, die via Spanien nach Italien gelangt waren. Die Cantaloupe hat eine leicht gerippte, hellbraune oder beige bis gräulich-grüne Schale und ein oranges, süss schmeckendes Fleisch. Die europäische Cantaloupe unterscheidet sich sehr von der Frucht, die in den USA unter demselben Namen angebaut wird. (Gekauft in Visp, August 2015)
Charentais. Diese Sorte dominiert in Frankreich, wo sie vor allem im Süden angebaut wird (also nicht in der Charente). Bekannt ist vor allem die Charentais lisse, die ab Ende Mai bis Oktober angeboten wird. Sie hat eine gerippte, aber glatte, oft leicht grünliche Schale. Das Fruchtfleisch ist orange, weich, saftig und süss. Ab Juli bis September findet man auf dem Markt auch eine Charentais brodé, die weniger heftig gerippt ist, eine dickere Schale hat und stark genetzt ist. Das orangefarbene Fleisch ist fest und süss, gilt aber als weniger aromatisch als das der glattschaligen Charentais. (Melone vom Rafzer Feld bei Zürich, August 2015)
Cavaillon. Die berühmte, ursprungsgeschützte Melone aus Cavaillon kommt von Mai bis September auf den Markt. Sie hat eine dunkelgrün gestreifte, gelblich-grüne Schale, die glatt sein kann oder leicht rau. Das Fruchtfleisch ist orange. Für die Auswahl einer möglichst aromatischen und reifen Frucht gibt es eine ganze Reihe von Empfehlungen. Die Melone soll von den grünen Streifen in 10 Stücke geteilt werden (und nicht in 9 oder 11). Die Streifen sollen eine leicht grün-bläuliche Farbe angenommen haben. Der Stilansatz soll trocken sein und sich von der Frucht lösen. Die Frucht soll schwer sein und kleine Risse aufweisen. Am Stilansatz soll sie stark und süss riechen. Alexandre Dumas hat der Stadt Cavaillon seine sämtlichen Schriften geschenkt und sich im Gegenzug eine lebenslange Rente erbeten, wie er in seinem «Grand Dictionnaire de Cuisine» (Kapitel Cavaillon) schreibt – es handelte sich bei diesen Melonen allerdings explizit um Wintermelonen. (Gekauft auf dem Bürkliplatz-Markt in Zürich, August 2015)
Galia. Unter der Bezeichnung «Galia» werden heute verschiedene Melonen angeboten. Die eigentliche Galia hat weder Falten noch Rippen oder Nähte, ist aber genetzt. Die Schale ist gräuliche bis gelb mit grünen Flecken. Bei Reife löst sich der Stiel von der Frucht, die dann auch stark riechen sollte. Das Fleisch ist grünlich bis weiss und wird zum Kern der Frucht hin heller. Das Fleisch ist sehr süss, aber nicht sehr aromatisch, es erinnert stärker an Gurke als das anderer Sorten, manche riechen auch eine Spur von Klebstoff.
Shizuoka. Die berühmtesten Melonen Japans stammen aus der Gegend um Shizuoka südöstlich von Tokio. Hier wachsen unter viel Glas und noch mehr strengster Überwachung die wohl perfektesten Melonen der Welt. Sie werden in speziellen Holzkisten verkauft und erzielen horrende Preise. In Japan ist es üblich, solche Luxusfrüchte als Geschenk für Verwandte und Freunde zu kaufen. Diese hier warten in einem Supermarkt in Tokio auf Käufer, die in diesem Fall bis zu 80 Franken dafür ausgeben müssen. (August 2011)
‹Ashibetsu›. Eine kleine Melone mit einem Durchmesser von kaum 10 cm, gekauft in einem Farm-Shop bei Ashibetsu auf Hokkaido. Das grüne Fruchtfleisch ist sehr saftig und süss mit einem feinen, ein wenig an Gurke erinnernden Melonenaroma. (Juli 2014)
‹Uscharal›. Auch im Osten Kasachstans werden Melonen angebaut, diese stammt von einem Stand in Uscharal. Sie hat eine leuchtend rostrote Schale mit Rissen. Das weissliche Fruchtfleisch ist sehr weich und süss mit einem Aroma, das an Honigmelone erinnert. (Juli 2015)
Melonen auf einem Markt nördlich der Nanjing Road in Shanghai – das chinesische Zeichen für Melone ist 瓜. (August 2015)
Im Sommer werden Melonen und Wassermelonen in Shanghai an allen Ecken und Enden als Erfrischung auf der Strasse angeboten. (August 2015)

Rezepte mit Melone

First Publication: 20-8-2015

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