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Ein verlorenes Gedicht

Shanghai (China) Nanjing Road (Karte)

Samstag, 29. August 2015

In der Fussgängerzone an der Nánjīng Lù im Zentrum von Shanghai gibt es eine Bäckerei, die sich auf Mondkuchen spezialisiert hat. Nebst allerlei Süssem bietet sie auch kleine Yuè bǐng mit Fleischfüllung an, die so begehrt sein müssen, dass die Kunden bereit sind, eine halbe Stunde dafür anzustehen.

Es gibt Dinge, die man trotz dem Internet einfach nicht wiederfindet. Dazu gehören seltsamerweise oft asiatische Gedichte, die sich meiner Erinnerung bei der ersten Lektüre eingeschrieben haben – ohne dass ich aber im Stande wäre, sie aufzusagen. Zu diesen Verlusten zählt ein Haiku auf die sieben Wunder einer Seelandschaft, ein Loblied auf Hundefleisch und ein Tanka, in dem es um Mondkuchen ging, der einsam in dunkler Nacht leuchtete. Wann immer ich Yuè bǐng sehe, versuche ich das Stück zu rekonstruieren – heute sind mir die folgenden Zeilen eingefallen: «In schwarzer Herbstnacht, Wolken ziehen unsichtbar, kein Gestirn zu sehn. Nur der Duft von Mondkuchen, leuchtet durch die Dunkelheit.» Aber das ist es nicht, im Original war die Nacht noch viel Schwärzer – und der Mondkuchen strahlte so aus den Zeilen heraus, dass man seine Kruste förmlich riechen konnte. Doch wer weiss, vielleicht haben Gedichte, die man nicht wiederfindet, auch einfach eine besondere Kraft.

Siehe auch

  • Ein leuchtendes Erlebnis zur Episoda: Mondkuchen (Gebäck mit Lotussamenpaste und Eidotter)
  • Episoda – eine Sendung für Santa Lemusa (Einführung)
  • Biographie von Peter Polter

First Publication: 4-9-2015

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