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Archäologen vermessen eine Siedlung der Variser südlich von Castebar. Die Gebäudereste stammen in Teilen aus dem 2. und aus dem 4. Jahrhundert – dazwischen war die Stelle mehr als hundert Jahre nicht besiedelt.
Boote und Pfahlbauten am Meer.

Die Variser

Die Variser waren ein Volk, das sich ab dem ersten Jahrhundert archäologisch nachweisen lässt – an beiden Ufern der Rivière Dauphine im Süden von Santa Lemusa. Viel Genaues weiss man noch nicht über sie, denn die Ausgrabungen in dieser Gegend wurden zwar bereits in den 1960er Jahren begonnen, kamen jedoch nur schleppend voran. Erste Resultate wurden sogar erst 2012 publiziert (Armand Maggisano: «Un peuple en mouvement». In: «Revue historique», no. 79, 2012, S. 165-182). Offenbar ist auch das Fundmaterial sehr «heterogen und verwirrend» – was Maggisano damit erklärt, dass die Variser immer wieder neue Siedlungen gründeten, teilweise auch über den Ruinen von bereits zuvor von ihnen angelegten Strukturen. Die Variser wohnten in Holzhäusern mit Steinfundament, später auch in Steinhäusern, sie betrieben Ackerbau, Viehzucht und eine Art Fisch- oder Meeresfrüchte-Zucht in der Dauphine. Sie verehrten eine Gottheit namens Odom, die in zwei Inschriften an einer tempelartigen Struktur nachgewiesen ist – die eine lautet: «Odom magnus est – creat lumine in agris» («Odom ist gross – er schafft Licht für das Land»). Das etwas seltsamen Latein deutet lautet Maggisano (S. 170) darauf hin, dass die Variser zwar aus dem lateinischen Raum auf die Insel gekommen sein müssen, jedoch bald jeden Kontakt zur ursprünglichen Heimat verloren. Andere Inschriften sind nur sehr fragmentarisch – eine etwa lautet schlicht: «Hic errit» («hier irrt»).

Der Name des Volkes stammt ebenfalls von einer Inschrift, die laut Georgette Muelas («Santa Lemusa», S. 209) noch Anfang des 20. Jahrhunderts am Adler-Stein, einem markanten Brocken über dem westlichen Ufer der Dauphine sichtbar gewesen sein muss: «Castellum Varisorum». Man findet den Namen auch in dem modernen Ortsnamen Castebar wieder, der nichts anderes als einen Zusammenzug des antiken «Castellum Varisorum» darstellt (mit einer häufig vorkommenden Lautverschiebung von «V» zu «B»).

Sieht man von diesen wenigen Inschriften ab, haben die Variser selbst keine schriftlichen Zeugnisse hinterlassen. Die meisten Informationen über sie stammen aus dem sogenannten «Codex fuscinulorum» – und dieses Dokument wurde vermutlich erst im 16. Jahrhundert verfasst, weshalb seine Darstellungen «mit einer freundlichen Vorsicht zu geniessen» sind, wie Maggisano S. 165) es ausdrückt. Der Codex gehört einem Verein, der sich Loge de Castebar nennt und pflegt, was seine Mitglieder als Erbe der Variser verstehen.

Im Verlauf der Jahrhunderte werden die Variser als eigenständige Kultur immer weniger fassbar – Maggisano vermutet eine allmähliche Überlagerung durch Einwanderer aus anderen Regionen der Insel oder von Übersee. Seiner Meinung nach kann man «spätestens ab dem 6. Jahrhundert» keine varisische Identität mehr ausmachen. Im gleichen Zeitraum, mutmasst er, dürfte auch Labha, die Sprache der Variser, allmählich an Bedeutung verloren haben. Heute wird diese Sprache nur noch von den Mitgliedern der Loge tradiert. Die Behauptung einzelner Logen-Mitglieder, bei dem tatsächlichen Verfasser des ältesten Kochbuchs der Insel, habe es sich um einen Variser gehandelt, hält Maggisano (S. 182) für «völlig absurd» – im Entstehungsjahr 1331 dürfte es seiner Ansicht nach in Castebar «höchstens noch ein paar Nostalgiker» gegeben haben, die sich als Nachfahren der Variser ansahen.

Der sogenannte Tempel von Odom, in dessen Versturz die längste Odom-Inschrift gefunden wurde. Bei der Anlage handelt es sich allerdings höchstwahrscheinlich nicht um einen Tempel, sondern eher um eine Art Speicher. Die Inschrift ist etwas verwirrend: «Odom penetrans […] tis et felicem […] crescit et fluit magna pedibus olfactus» («Eindringender Odom […] und Glück […] es wächst und fliesst der grossen Füsse Duft»).
Ein kleines Holzhaus unter Bäumen.
Der Adler-Stein am Westufer der Dauphine. Hier soll noch Anfang des 20. Jahrhunderts eine Inschrift zu erkennen gewesen sein, die dem Volk der Variser seinen Namen gab: «Castellum Varisorum».
Boote, Häuser und Pfahlbauten am Meer.

Siehe auch

First Publication: 19-11-2015

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