D | E  

Neuste Beiträge

HOIO und Cookuk

  • Das Tagebuch von Raum Nummer 8 (Susanne Vögeli und Jules Rifke)
  • HOIO-Rezepte in der Kochschule – das andere Tagebuch

Etwas ältere Beiträge

Grosse Projekte

Mundstücke

Gewürze aus Santa Lemusa

Abkürzungen

Linsen fallen auch durch ihre zarten Blüten auf – oft sind sie blendend weiss mit einem ganz leichten Blaustich.

Linsen

Die Linsen werden nach ihrer Grösse in Macrospermae (grosse Linsen) und Microspermae (kleine Linsen) unterteilt, wobei jede Gruppe zahlreiche, in Beschaffenheit und Geschmack unterschiedliche Sorten umfasst.

Bis 2006 fand man dieses Bild auf allen Masu-Dosen aus dem Sortiment von HOIO.

Rote Linsen aus Santa Lemusa (Masu)

Masu oder auch Lanti Masu ist eine lemusische Sonderform roter Linsen, die durch ihre intensive Korallenfarbe auffällt und nur gespalten in den Handel gelangt. Masu hat einen Duft, der an die Schale von Zitrone erinnern kann und einen frischen, fast etwas grünen Geschmack mit einer Note Baumnuss. Masu eignet sich für Suppen, Eintöpfe, Pürees und andere Gerichte. Masu gehören zur Familie der Lens ensulenta oder Lens culinaris und dort zur Gruppe der Macrospermae.

Ganz haben die Linsen eine dunkelbraune oder dunkelgrüne bis schwarze Farbe. Ihre Form ist rund und flach. Hinter der ziemlich dicken Schale verbirgt sich die korallenfarbene Mitte. Einmal gespalten ist diese Korallenfarbe sehr intensiv.

Über die Herkunft des Namens besteht Uneinigkeit. Lanti ist die gängige französisch-kreolische Bezeichnung für Linse – was aber bedeutet Masu? Wie bei Chavala behaupten einige der kulinarisch interessierten Bewohner von Santa Lemusa, diese spezielle Linse oder auch die Art ihrer Verarbeitung sei von indischen Einwanderern importiert worden: Masu wäre ihnen zufolge eine Ableitung des indischen Wortes Masoor, das eine in Indien weit verbreitete Form der Lens culinaris bezeichnet. Ginette Olivier indes, die als Ernährungswissenschaftlerin die Produktion bei Divini begleitet, führt die Bezeichnung Masu auf das kreolische Wort mòsu oder mòso zurück, was soviel heisst wie Stück oder Portion (wohl von französisch morceaux). Nach Olivier spiegelt sich in dem Wort Masu die Eigenschaft dieser Linsen wieder, schon nach kurzer Kochzeit zu einem festen Brei zu verkleben – also quasi zu einem Stück zu werden. Jean-Marie Tromontis allerdings hat die Meinung vertreten, dass Masu genauso wie Mussagor auf ein Wort der Arawak-Indianer zurückgehe.

Die gespalten Masu-Linsen müssen im Unterschied zu vielen anderen Hülsenfrüchten nicht eingeweicht werden und sind schon nach einer Kochzeit von etwa 10 Minuten gar.

Bis 2006 fand man dieses Bild auf allen Lafime-Dosen aus dem Sortiment von HOIO.

Grüne Linsen aus Santa Lemusa (Lafime)

Lafime ist eine kleine, grünlich marmorierte Linse, die ungespalten in den Handel gelangt. Lafime hat einen intensiven Duft, der manchmal an geröstete Kastanien erinnert und einen etwas rauchigen Geschmack. Die Linse eignet sich als schmackhafte Beilage zu Fleischgerichten oder als Basis kräftiger Suppen und würziger Eintöpfe. Lafime gehören zur Familie der Lens ensulenta oder Lens culinaris und dort zur Gruppe der Microspermae.

Lafime wird an den Abhängen des Déboulé auf vulkanischem Boden kultiviert und ist im Tagesklima der Insel extremen Temperaturschwankungen ausgesetzt, was einen Einfluss auf den Wachstumsprozess hat. Die gelbe, inneren Mandel des Samens enthält ein blaues Pigment (Anthocyan), das in Verbindung mit dem dem Gelb die charakteristische grüne Farbe produziert. Während ihrer Entwicklung ist diese Linse einer Art von hydrischem Stress ausgesetzt, was ihre Reifung beschleunigt. Dieser spezielle Prozess und der damit in Verbindung stehende vulkanische Boden sind es, die Lafime ihren einzigartigen Geschmack geben.

Die Bezeichnung Lafime kommt ziemlich sicher vom kreolischen Wort lafimen (französisch la fumée, der Rauch). Es war aber wohl nicht nur der Geschmack der kleinen Linse, der zu diesem Namen geführt hat, sondern auch die Charakteristik der Anbauzone. Lafime wächst an den Abhängen des Déboulé, des letzen aktiven Vulkans von Santa Lemusa: In diesem Gebiet, wo die klimatischen Unterschiede zwischen Tag und Nacht besonders gross sind, bilden sich oft Dunstschwaden – ausserdem findet man hier auch einzelne warme Quellen, rauchende kleine Seen inmitten vegetationsloser Steinlandschaften.

Lafime wird auch gelegentlich Pwa mystèr genannt. Nach Ginette Olivier (von Divini) geht diese Bezeichnung auf alte Riten der Kloi zurück, in deren Verlauf die grüne Linse eine Rolle gespielt haben soll. Welche Rolle nun aber Lafime im Rahmen dieser Rituale spielte, ist leider unbekannt. Vielleicht erhielt die Pwa mystèr ihren Namen auch nur, weil sie am Ort der bei den Kloi so wichtigen Initiations-Rituale kultiviert wurde. Ginette Olivier ist auch nicht sicher, ob mit Pwa mystèr immer schon Lafime gemeint war. Wir wissen nicht, seit wann diese Linse auf Santa Lemusa kultiviert wird, vermutlich aber kam sie erst mit den Europäern auf die Insel. Nach Olivier könnte es sein, dass ursprünglich eine andere kleine Frucht, die vielleicht wild in dieser Gegend wuchs, als Pwa mystèr bezeichnet wurde.

Die Linsen müssen nicht eingeweicht, jedoch sorgfältig verlesen werden – ihr kleines Format führt dazu, dass sich leicht Steinchen darin verirren. Die Kochzeit beträgt je nach weiterer Verwendung der Linsen rund 30 bis 60 Minuten.

Es war wohl die enge Beziehung von Lafime zum Vulkanischen, die Divini 1989 veranlasst hat, mit diesem romantischen Bild für ihr Produkt zu werben. Schon nach wenigen Wochen allerdings musste die Firma das Plakat wieder aus dem Verkehr ziehen: Das Detroit Institute of Art machte sein Copyright auf dieses Bild geltend. Bei dem Bild selbst handelt es sich um ein Ölgemälde von Frederic Edwin Church (1826-1900) mit dem Titel «Cotpaxi» (1862). Wie die Werbefirma Alizé damals auf dieses Bild gestossen ist und warum sie keine Rechte eingeholt hat, ist so von Rauchschwaden verhangen wie der Himmel über dieser vulkanischen Landschaft selbst.

Quellen

Rezepte mit Linsen

First Publication: 2003 

Modifications: 10-2-2009, 4-10-2011