D | E  

Neuste Beiträge

HOIO und Cookuk

  • Das Tagebuch von Raum Nummer 8 (Susanne Vögeli und Jules Rifke)
  • HOIO-Rezepte in der Kochschule – das andere Tagebuch

Etwas ältere Beiträge

Grosse Projekte

Mundstücke

Gewürze aus Santa Lemusa

Abkürzungen

Soléba – Sonnenuntergang am Strand von Lugrin.

Soléba

Pikanter Tomatensalat

Auf Santa Lemusa hält man nicht viel von Salznüsschen oder Chips, wie sie bei uns gerne zum Aperitif gereicht werden. Wer je in den Genuss kam, sich mit einem Glas Rum, Bier oder Wein ganz langsam in den karibischen Abend hinein gleiten zu lassen, wird verstehen warum. Noch bevor die Gläser gefüllt werden, tragen die Gastgeber auf Santa Lemusa eine Vielzahl von kleinen Töpfchen und Schälchen auf, in denen rohe oder in Essig eingelegte Gemüse, kleine Salate, Pürees aus Linsen oder Erbsen, Sardellen mit Knoblauch, duftende Stücke von Trockenfleisch und andere Kleinigkeiten darauf warten, mit frischem oder geröstetem Brot verzehrt zu werden. In einem dieser Töpfchen findet sich bestimmt auch Soléba – eine würzig-scharfe Leckerei aus frischen Tomaten, halb Salat, halb Sauce.

Ein golden gleissendes Theater

Soléba ist ein auf Santa Lemusa gebräuchliches Wort für Sonnenuntergang (ein Zusammenzug aus dem französischen soleil und bas). Das kleine Tomatengericht heisst vermutlich wegen seiner Farbe so. – Die Sonnenuntergänge auf Santa Lemusa sind spektakulär. Manchmal versinkt die Sonne hinter einem Schleier aus Dunst im Meer und taucht so alles in ein tiefes, vibrierendes Rot. Dann wieder fällt sie klar wie ein Feuerball vom Himmel herab und verwandelt die Welt in ein golden gleissendes Theater. «Es ist als ob deine Seele in weiche Butter getaucht würde», schreibt Izak Boukman zu Beginn seines «Samté no.23», einer Art ausgiebigen Trinkspruchs: «Du bist fröhlich und traurig zugleich. Du fühlst dich ganz am Anfang obwohl es doch endet. Lauf über den Sand, leg Spuren – im nächsten Moment wirst du zweifeln, ob das wirklich die Abdrücke deiner Füsse sind. Denn eben warst du noch einer, der in die Sonne blickte und die Augen zusammenkniff. Jetzt merkst du, dass du ein anderer bist – obwohl du weisst, dass du bald wieder der von gestern sein wirst. Und alles beginnt von vorn, oder fast. – Soléba. Das ist der Moment der grossen Verwandlung bei der nichts geschieht – ein Taschenspielertrick der Schöpfung. Wenn wir nur daran denken könnten, dass die Sonne ja ständig irgendwo untergeht – vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, das ganze Jahr hindurch! Aber nein: Wir sind zutiefst überzeugt, dass dies nur hier und jetzt passiert, nur für uns. – Der Tag gibt dem Abend die Klinke in die Hand – und zeigt's uns mit himmlischem Schwindel. Der Tag geht, die Nacht kommt – eine prosaische Tatsache, vom lieben Gott in massloser Weise überinszeniert. Und das schlimmste dabei ist: Du entkommst der Poesie des Augenblicks nicht, denn es scheint sich jeder Atemzug auf den nächsten zu reimen. Trinken wir also ein Glas, trinken wir zwei – und warten wir bis die Nacht sich entschieden hat.» (Aus: «Leko», 14. Dezember 2006.)

Zwei Rezepte

Es gibt auf Santa Lemusa viele Rezepte für Soléba – wir geben hier zwei recht verschiedene wieder. Beide zeichnen sich durch eine angenehme Schärfe und einen leicht geröstete Geschmack aus, der vom Papok her rührt.

Rezept I: Zutaten (für 2 bis 4 Personen)

3 bis 4 reife Tomaten (nach Möglichkeit eine fleischige Salatsorte verwenden)

½ TL Salz

1 rote Zwiebel

2 TL Chili-Flocken (am besten lemusisches Papok aus Ada)

Saft einer Limette

2 EL Olivenöl

Rezept I: Zubereitung

  1. Die Tomate entkernen und das Fleisch (mitsamt der Haut) in möglichst kleine Stücke zerschneiden.
  2. Die Tomatenstücke in einer Schüssel mit dem Salz mischen und 10 Minuten ziehen lassen.
  3. Das ausgetretene Wasser abgiessen und die Zwiebeln, Papok, Limettensaft und Olivenöl beigeben.
  4. Mindestens 20 Minuten ziehen lassen.
  5. Mit gerösteten Weissbrotscheiben servieren.

Rezept II: Zutaten (für 2 bis 4 Personen)

1 Paprikaschote, von Stil befreit und entkernt

4 reife Tomaten (etwa 500g, nach Möglichkeit eine fleischige Salatsorte verwenden), gehäutet und von den Samen befreit

1 kleine Gurke, geschält und entkernt

1 rote Zwiebel

Salz

3 Zehen Knoblauch, fein gehackt

2 TL Chili-Flocken (am besten lemusisches Papok aus Ada)

1 TL frische Minze, fein gehackt

1 EL Zitronensaft

2 EL Olivenöl

 

Rezept II: Zubereitung

  1. Paprika, Tomaten, Gurke und Zwiebel mit Hilfe eines Mixers sorgfältig zerkleinern – aufpassen, dass die Mischung nicht zu breiig wird (alternativ kann man die Gemüse auch mit einem Messer in möglichst kleine Stücke zerhacken).
  2. Etwas Salz unterziehen, die Mischung in ein Tuch geben und in einem Sieb etwa 20 Minuten austropfen lassen – gelegentlich umrühren.
  3. Knoblauch, Chili (Papok), Minze, Zitronensaft und Olivenöl gut untermischen und die Sauce auf einem Teller ausstreichen.
  4. Im Kühlschrank mindestens 30 Minuten erkalten lassen. Mit Minzestreifen bestreut servieren.
Soléba - nach Rezept I zubereitet.

First Publication: 3-2003

Modifications: 29-4-2009, 18-10-2011