Marrakech (Morocco) Rue Sidi Isshak (Karte)
Montag, 14. März 2016
Der orientalische Souk ist ein übles Klischee. Eine Wirklichkeit, von der man sich ständig distanzieren muss – etwa durch Hinweise auf die soziale Tristesse im Land oder andere Manöver der Entzauberung. Aber wenn man durch die Medina von Marrakech wandert, dann riecht es nun mal nach Minze, Moschus, Amber, Kreuzkümmel und Orangenblüten, nach frischem Brot und den noch warmen Innereien vom Schaf, nach Metall, Leder, Staub, feuchten Mauern, schlecht verbranntem Benzin und Männerschweiss. Esel japsen, der Muezzin ruft, Händler preisen lautstark ihre Ware an, Müllmänner hupen ihre Kundschaft aus den Häusern, Kleinmotoren knattern, Wasser plätschert über Berge von Tomaten, in Bambus-Käfigen kreischen Vögel nach Freiheit und mit einem trockenen Schnalzen fährt das schwere Beil des Metzgers quer durch den Kälberfuss tief in das Holz des Bocks. Selbstverständlich erschöpft sich nichts hier darin, so zu sein wie es scheint. Aber die Oberfläche ist – für das ein Auge zumindest, das hier nicht täglich durchgeführt wird – doch wie aus Tausendundeiner Nacht.
First Publication: 13-6-2016
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