Das Weinanbaugebiet Alsace* ist ein länglicher Streifen, der sich über etwa 150 km von Marlenheim im Norden bis nach Thann im Süden erstreckt. Hier stehen 15200 Hektar Reben, aus denen Jährlich etwa 1.2 Millionen Hektoliter Wein gewonnen werden – mehr als 90 Prozent davon sind weiss. Die Weinberge liegen zwar parallel zum Rhein, aber in einiger Distanz zu dem Fluss an den ersten Abhängen oder am Fuss der Vogesen. Das Gebirge schützt die Reben vor heftigeren Auswirkungen des Wetters und sorgt für ein relativ warmes Klima, in dem übrigens auch Pfirsiche gedeihen können – rotfleischige Pêches de vigne. Das Elsass weist eine Vielzahl geologischer Formationen auf – Dominé nennt: Sand und Kiesel, Mergel und Löss, Kalk und Ton, Schiefer und Granit, und sogar Vulkangestein (Rangen bei Thann). Entsprechend vielfältig sind Charaktere, die der Elsässer Weinbau hervorbringt.
Es gibt nur drei Ursprungsbezeichnungen: Alsace Appellation d’Origine Contrôlée (AOC) für die Rebsortenweine, Alsace Grand Cru AOC für die 51 klassifizierten Spitzenlagen und Crémant d'Alsace AOC. Der Höchstertrag für Elsässer Weine liegt bei 80 Hektoliter pro Hektar, in Grand Cru-Lagen dürfen höchstens 55 Hektoliter je Hektar produziert werden. Noch heute wird die Weinproduktion im Elsass stark von den Négociants bestimmt, die sich mehrheitlich im 17. und 18. Jahrhundert etablierten. Diese grossen Handelshäuser (73 gab es im Herbst 2014) kaufen kleinen Winzern Most oder Wein ab und sorgen selbst für Ausbau und Vermarktung der Weine: Trimbach, Hugel und Beyer heissen drei der bekanntesten Négociants. An manchen Orten im Elsass sind es Genossenschaften, die den Wein produzieren (2014 gab es 19 davon) – die ersten entstanden zu Ende des 19. Jahrhunderts. Die riesige Genossenschaft von Eguisheim produziert unter dem Namen Wolfberger rund ein Zehntel des gesamten Elsässer Weins. Steht Wolfberger eher für Masse, gilt die Cave Vinicole von Ribeauvillé laut Dominé als einer der besten Erzeuger der Region. Nebst Handelshäusern und Genossenschaften gibt es im Elsass aber auch mehr als 1000 autonome Winzer.
Der Weinbau im Elsass wird von sieben Sorten bestimmt: Riesling, Sylvaner, Muscat, Gewürztraminer, Pinot blanc, Pinot gris und Pinot noir. Chasselas war früher stark verbreitet, wird heute aber nur noch wenig angebaut. Pinot Gris hiess früher «Tokay d’Alsace», später «Tokay Pinot Gris», heute nur noch «Pinot Gris». Muscat bezeichnet zwei verschiedene Sorten, den Muscat blanc à petits grains und Muscat Ottonel (sie werden indes meist miteinander verschnitten). Sylvaner, Pinot Blanc und die meisten Muscats werden trocken abgefüllt, Riesling, Pinot Gris und Gewürztraminer können trocken oder auch mit spürbarem Restzucker auf die Flasche gezogen werden. Ausserdem werden traditionell die süssen Spezialitäten «Vendanges tardives» und «Sélections de grains nobles» produziert. Nahezu alle stillen Elsässer Weine werden sortenrein ausgebaut. Im frühen 20. Jahrhundert noch war der Edelzwicker eine hochwertige Cuvée edler Rebsorten und löste so den heute vergessenen Zwicker ab – in den letzten Jahrzehnte aber ist dieser Wein laut Dominé «zum ‹Abfalleimer› der elsässischen Winzer mutiert. Nur wenige anspruchsvolle Erzeuger (z. B. Hugel) bieten heute noch Edelzwicker an, manchmal unter dem noch nicht so missbrauchten französischen Begriff Gentil.»
* Wir beziehen uns in diesem Abschnitt vor allem auf das von André Dominé, Eckhard Supp, Ulrich Sautter und Wolfgang Fassbender geschriebene Frankreich-Kapitel in dem grossen Buch «Wein» von André Dominé (Abschnitt Elsass). Ausserdem haben wir den «Grossen Johnson» (Kapitel Elsass) konsultiert.
First Publication: 3-9-2014
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