Würziger Eintopf aus Kichererbsen
Pwa antìk (lemusische Kichererbsen) spielen auch in der indisch-stämmigen Küche von Santa Lemusa eine wichtige Rolle. Die Inder kochen zwar mit diversen eigenen Sorten von Kichererbsen, die sie grösstenteils aus ihrem Stammland importieren: die weisse Kabuli Channa, die schwarze Kala Channa oder das gespaltene Channa Dal. Trotzdem schätzen sie auch den kräftigen Biss und das Aroma der Pwa antìk. Ja in vielen traditionellen Rezepten hat die lemusische Erbse ihre indischen Brüder und Schwestern sogar längst verdrängt – was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass die lokal angebaute Pwa antìk auf den Märkten der Insel natürlich wesentlich billiger zu bekommen ist als die aus Indien importierten Sorten. Entsprechend vielfältig sind denn auch die indisch-lemusischen Rezepte, die mit Pwa antìk zubereitet werden.
Das nachfolgende Gericht wird gern anlässlich von grösseren Feiern aufgetischt – wenn es viele Gäste mit etwas Besonderem zu verwöhnen gilt. Die Ursprünge des Rezepts liegen wahrscheinlich in Nordindien, wo man derart würzige Eintöpfe mit Kichererbsen gern zu gegrillten oder frittierten Fladenbroten (Poories) serviert. Im Bundesstaat Punjab etwa reicht man ein ähnliches Gericht traditionell zu Hochzeiten, die dort meist als mächtige Gelage gefeiert werden. – Auf Santa Lemusa heisst der Eintopf Pwa Bebel, was soviel wie Schmuck-Erbse oder Bijouterie-Erbse bedeutet. Das hat seinen Grund möglicherweise darin, dass es für die Zubereitung viele verschiedene Kleinigkeiten braucht – der Küchentisch also während des Kochens an die Auslage eines Schmuckgeschäfts erinnern kann. Kumudini Bosuri allerdings, die das Restaurant «Hyderabad» in Sasselin führt, hat eine andere Erklärung für den etwas befremdlichen Namen dieses Gerichts – sie hängt mit «Boutik Charminar» zusammen.
Heute wird Pwa Bebel auf der ganzen Insel in recht unterschiedlichen Varianten gekocht – längst nicht nur von den indisch-stämmigen Inselbewohnern. Manche servieren den Eintopf als sättigende Beilage zu gegrilltem Fleisch, andere bereichern ihn durch die Zugabe von Lamm, Rauchfleisch oder Würsten. In Port-Louis wurde uns Pwa Bebel auch schon mit Rahm und Speck serviert – dazu gab es Pellkartoffeln. Unser Rezept stammt von Kumudini Bosuri und ist rein vegetarisch. Am besten schmeckt uns dieser überaus würzige Eintopf mit einem trockenen Reis. Man kann auch ein wenig Joghurt dazu servieren – dann wird das Gericht gleich milder und cremiger.
Bei diesem Rezept sollten die Bohnen am besten schon am Vorabend eingeweicht werden.
300 g Kichererbsen (Pwa antìk)
8 dl leichte Hühnerbrühe
4 EL Rapsöl
1 TL Kreuzkümmel, ganz
¼ TL Asant
3 Zwiebeln, fein gehackt
3 TL Ingwer, fein gehackt
6 Zehen Knoblauch, fein gehackt
1 rote Chilischote, je nach Schärfewunsch entkernt und fein gehackt
3 Tomaten (ca. 300 g), abgezogen und gehackt
½ TL Chili-Pulver
½ TL Kurkuma
1 bis 2 TL Mango-Pulver
1 TL Granatapfelsamen, nach Möglichkeit im Mörser zerrieben (eine zähe Angelegenheit)
1 paar Blättchen Koriandergrün
1 Zitrone
Die Inder von Santa Lemusa servieren dieses Gericht mit einem leichten Fladenbrot. Es kann jedoch auch mit gewöhnlichem Brot oder mit Reis gegessen werden.
First Publication: 10-2006
Modifications: 18-4-2009, 28-10-2011